Posts by: Maweo

Nur für heute

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Ist das ein Durcheinander! Alles sollte wieder einmal gleichzeitig geschehen. Futtermittel müsste bestellt werden. Für das Düngen wäre genau jetzt das passende Wetter. Seiner Beate hat er schon vor drei Wochen versprochen,  den Wasserhahn in der Ferienwohnung zu reparieren. Und bei der gestrigen Feuerwehrversammlung hat er sich furchtbar ärgern müssen…

Am schnellsten könnte der Zustand von Peter als „unrund“ beschrieben werden. Wenn man seinen Zustand auf die längere Zeit hin betrachtet, dann wird sichtbar, dass er schon seit vielen Monaten seinem Tag hinterher und vor den Problemen davonläuft. Peter ist müde, erschöpft und die Gefahr einer Depression ist greifbar.

Da gibt es etwas von Papst Johannes 23., das fast wie eine seelische Notfallsmedizin wirken kann,   sie werden als die „Zehn Gebote der Gelassenheit bezeichnet“ und entschleunigen schon beim sorgfältigem Lesen.  Seine Probleme sind damit nicht aus der Welt. Doch es könnte ein erster Schritt sein.

Schau und probier es doch aus:

Lebensregeln nach Papst Johannes XXIII – Die Zehn Gebote der Gelassenheit

  1. Leben

Nur für heute werde ich mich bemühen, einfach den Tag zu erleben – ohne alle Probleme meines Lebens auf einmal lösen zu wollen.

  1. Sorgfalt

Nur für heute werde ich größten Wert auf mein Auftreten legen und vornehm sein in meinem Verhalten: Ich werde niemanden kritisieren; ja ich werde nicht danach streben, die anderen zu korrigieren oder zu verbessern… nur mich selbst.

  1. Glück

Nur für heute werde ich in der Gewissheit glücklich sein, dass ich für das Glück geschaffen bin … nicht für die andere, sondern auch für diese Welt.

  1. Realismus

Nur für heute werde ich mich an die Umstände anpassen, ohne zu verlangen, dass die Umstände sich an meine Wünsche anpassen.

  1. Lesen

Nur für heute werde ich zehn Minuten meiner Zeit einer guten Lektüre widmen. Wie die Nahrung für das Leben des Leibes notwendig ist, ist die gute Lektüre notwendig für das Leben der Seele.

  1. Handeln

Nur für heute werde ich eine gute Tat vollbringen – und ich werde es niemandem erzählen.

  1. Überwinden

Nur für heute werde ich etwas tun, wozu ich keine Lust habe. Sollte ich mich in meinen Gedanken beleidigt fühlen, werde ich dafür sorgen, dass niemand es merkt.

  1. Planen

Nur für heute werde ich ein genaues Programm aufstellen. Vielleicht halte ich mich nicht genau daran, aber ich werde es aufsetzen. Und ich werde mich vor zwei Übeln hüten: vor der Hetze und vor der Unentschlossenheit.

  1. Mut

Nur für heute werde ich keine Angst haben. Ganz besonders werde ich keine Angst haben, mich an allem zu freuen, was schön ist. Und ich werde an die Güte glauben.

  1. Vertrauen

Nur für heute werde ich fest daran glauben – selbst wenn die Umstände das Gegenteil zeigen sollten –, dass die gütige Vorsehung Gottes sich um mich kümmert, als gäbe es sonst niemanden auf der Welt.

Nimm dir nicht zu viel vor. Es genügt die friedliche, ruhige Suche nach dem Guten an jedem Tag zu jeder Stunde und ohne Übertreibung und mit Geduld.

Alles zu viel

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Thomas sagt, er habe alles. Er verstehe auch nicht, warum ausgerechnet er sich jetzt so schlapp fühle. Er habe keine Freude mehr. Das Arbeiten am Feld und im Stall falle ihm schwer. Der Kreislauf mache auch nicht mehr mit. Früher war er immer bei den Schnellsten. Zuhause tut er sich schwer, die gemeinsame Familienzeit als gute Zeit zu empfinden. Die Kinder würden ihm schnell auf die Nerven gehen, dann wäre er ungerecht mit ihnen. In der Nacht wird er munter, grübelt und kann dann schlecht einschlafen. Am Morgen käme er schlecht aus dem Bett und braucht lange, bis er in Schwung kommt. Mit seiner Frau würde er selten über seinen Kummer reden. Auch mit sonst niemandem. Er glaubt, das würde niemand verstehen: so ein nette Frau, die drei gesunden Kinder, der Hof mit dem erfolgreichen Betriebszweig. Und er müsse ja sowieso froh sein, dass es ihm so gut gehe. Er fühlt sich undankbar, unzufrieden und schämt sich. Er denkt darüber nach, ob denn das eine Depression sein könnte. Auf der Landwirtschaftskammer sieht in einem Prospekt die Telefonnummer von Lebensqualität Bauernhof, überlegt eine Weile und ruft dann an, mit Herzklopfen! Ist er jetzt schon so weit, dass er Hilfe von außen braucht?

Das Telefonat macht ihm Mut. Jemand hört einfach zu, so, als wäre es das Normalste auf der Welt. Er hat einen Gesprächstermin ausgemacht. Beim ersten Gespräch fühlt er sich unsicher. Was soll er schon erzählen, es ist ja eh alles in Ordnung?

Plötzlich bricht es aber aus ihm heraus. Er weint heftig. Das erste Mal in seinem Leben. Die letzten Jahre waren anstrengend, mehrere Baustellen, immer viele Menschen die von ihm was wollen. Am anstrengendsten ist die Situation mit seinem Vater, dem er nie etwas recht machen kann. Seine Mutter starb schon früh, er war gerade erst einmal 19 Jahre. Das Musizieren hat er gelassen, weil er meint, es bleibe ihm keine Zeit. An seinem runden Geburtstag hat er von seinen Geschwistern einen Gutschein für ein Wochenende zu zweit bekommen. Er ist noch unbenützt.

Nach dem Redeschwall ist ihm erstmals leichter. Er spürt deutlich, dass er erschöpft ist. In kleinen Schritten versucht er nun, seine Situation anzupacken. Der erste Schritt war, sich einzugestehen, dass es ihm zu viel geworden ist. Er lernt langsam, die Signale der Überforderung früher zu erkennen, manchmal mit Rückschritten. Nicht seine Frau, sondern er spricht an, dass der Termin für das Wochenende zu zweit noch ausständig ist. Für den späten Herbst ist ein Termin fixiert.

Er kann nun mit seiner Frau darüber reden wie es ihm geht. Es gibt noch viel zu tun, Freundschaften wieder zu aktivieren, sich für das Musizieren wieder anzumelden. Vor allem aber, muss er aber konsequent in der Betriebsführung Dinge verbessern. Er erkennt, dass er technisch nicht immer am neuesten Stand sein muss. Außerdem versucht er, die Beziehung zu seinem Vater bewusst zu leben. Einerseits zeigt er ihm die Grenzen auf und andererseits lässt er ihn auch teilhaben an den Entwicklungen des Hofes.

Thomas ist froh, dass er es wieder wagt zu reden. Nichts ist schlimmer, meint er, als in seiner Gedanken und Gefühlswelt eingesperrt zu sein. Er wünscht vielen anderen Bäuerinnen und Bauern, dass sie den Mut finden, sich Hilfe zu holen. Jetzt spürt er, dass er selbst der Gestalter seiner Lebensqualität ist.

 

 

 

 

 

Bestimmt!

Wir bei den „glück.Tagen“

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Ein Literaturfestival, welches sich „glück.Tage“ nennt, das klingt ja vielversprechend, dachten wir uns und machten uns auf den Weg nach Thiersee. Einen Dialogabend mit drei interessanten Persönlichkeiten haben wir uns aus dem Programm ausgesucht. Groß waren unsere Erwartungen.

Was wir für uns und unser Glück herausgehört haben, möchten wir euch berichten:

1. „Selbstoptimierung als Falle“, was kann es bedeuten? Wie gelingt es, nicht in diese Falle zu tappen?

Melanie Wolfers sprach in ihren Ausführungen von zwei Risiken, die das innere Glück behindern können. Zum einen spricht sie vom Druck, der Selbstoptimierung. Wir erlegen uns laufend auf, in allem besser werden zu müssen: schlanker, schöner, gelassener, klüger, kommunikativer usw. Das würde ein permanentes Gefühl des Mangels nähren. Wir würden uns dadurch nie genügen.

Das zweite Risiko sei das Thema der Beschleunigung. Wir rasen durchs Leben und dadurch fehlen Resonanzräume. Die Resonanz sei dazu da, dass es etwas nachwirken könne. Der Nachklang unterstützt uns, das Leben zu spüren und Gefühle von Freude und Sinn zu spüren.

2. Welche „Wege zum Glück“ kann es geben?

Die drei ReferentInnen der glückTage sammelten Ideen, wie es gelingen kann, seine Glücks (Freude)fähigkeit zu unterstützen.

Melanie Wolfers betont immer wieder, wie wichtig es sei, mit sich selbst Zeit zu verbringen. Sie zitiert Karl Valentin der meinte: Heute gehe ich mich besuchen, hoffentlich bin ich daheim. Sie nennt die Stille, die es braucht, um bei sich anzukommen:

Raum zum Sinnen.

„In der Stille spricht die Seele stark“

Für Nina Ruge sind einerseits die Dankbarkeit und andererseits das die Dinge auch einmal nichts tun gute Helfer. Man müsse sich nicht immer To Do Listen erstellen. Es könne ruhig auch einmal eine Not to do Liste geben.

Georg Fraberger lädt ein, dem Leben und sich selbst mit mehr Humor zu begegnen. Es sei außerdem so wichtig, sich zu fragen, wie viel Zeit ich wirklich dem Arbeiten widme. Man habe zwar mehr Geld zur Verfügung, aber der Preis sei hoch.

3. Wie kann ich mein Leben vertiefen?

Tröstlich und auch sehr spannend war die Aussage von Wolfers, dass Sinnkrisen gut seien. Heute würden diese sehr gerne pathologisiert. Man werde sofort in Psychotherapie geschickt, ohne erst einmal den gesunden Schmerz, der sinnvolle Veränderungen aus dem Menschen heraus ermögliche, auszuhalten und zu verstehen. Diese Sinnkrise sei aber sehr häufig eine Reaktion auf die Umwelt. Und es bedürfe einer Anstrengung, seinem eigenen Wesen entsprechend zu reagieren.

Immer wieder geht zum Thema der Stille: „Aus der Stille und Rückgebundenheit heraus zu leben und im Funkkontakt mit dem Herzen sein, lässt uns wachsen.“

 

4. Was haben wir persönlich zum Thema Glück herausgehört?

Glück ist nicht immer lustig, glücklich sein zu müssen kann auch anstrengend sein, so Fraberger.

Immer wieder ist vom Zufriedensein die Rede, das Wort „Friede“ finde ich sehr schön in diesem Zusammenhang. Wolfers spricht auch gern von Grenzen als eine Art Umfriedung. Grenzen markieren meinen Lebensraum, innerhalb dessen ich in Frieden leben kann. Jegliches „Grenzen ausloten“ oder „an die Grenzen gehen“ ist eine Art Kriegserklärung. Auf die Dauer sehr anstrengend. Ich muss also mit mir selber Frieden finden. Dort liegt auch das Glück begraben: Ich darf mir selber Gutes tun und mir eine gute Freundin sein.

Wolfers meinte auch, dass Glück einer tiefen Zufriedenheit entspricht. Das Glück ist im Inneren, nicht im Äußeren (Auto, Haus, Mann, Besitz) zu suchen.

5. Was war die zentrale Aussage?

Die Aufforderung wieder mehr in der „analogen Wirklichkeit“ leben, die „digitale Nabelschnur“ durchtrennen. Das gute Gespräch suchen, eine schöne Begegnung nachwirken lassen… „weltfreudiger“ leben!

 

⇒ Empfehlung:
Die nächsten „Glück.Tage“ im Kufsteinerland finden vom 23. – 25. Mai 2019 statt.
Infos: https://www.glueck-tage.com/

Resi Schiffmann

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Unsere Landesbäuerin Resi Schiffmann übers Aufleben in Generationen und die Kraft, die man daraus schöpft.

Aufleben, in die Berg herobn

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Der Zufall will´s: nach 3 Gehzeit treffe ich auf der Seebergspitze am Achensee Silvia und Thomas Kahn (ehemalige Funktionäre der Tiroler Jungbauernschaft/Landjugend). Was sie zum Thema „aufleben“ zu sagen haben, hört ihr hier.

Kernölamazonen

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Nur für Frauen!

Wie sich das Duo Kernölamazonen ( Gudrun ist im übrigen Biobäuerin) in ihrem sinnlichen Auftreten gegenseitig stärkt und sich der Qual der Wahl stellt, könnt ihr hier erleben.

Waldbaden

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Heute: ein ausgiebiges Waldbad!

Ein Trend aus Japan. Aha, dachte ich mir, kennen wir Tiroler doch, nennen wir einfach „Waldspaziergang“ und außerdem… wissen wir doch alle, dass uns der Wald guttut.

Dann bekam ich die Gelegenheit ein ausgiebiges Waldbad zu nehmen, mit einem ausgebildeten Waldtherapeuten (!), drei Stunden (!) lang. Und ich kann euch sagen:

Ab in den Wald mit euch. Wir haben einen Wellnesstempel vor der Nase!

 

„Es gibt eine Kraft aus der Ewigkeit und diese Kraft ist grün“, wusste schon die mittelalterliche Äbtissin Hildegard von Bingen. Damit nahm die Heilkundige etwas voraus, was von der modernen Forschung bestätigt wird: Der Wald tut Körper und Seele gut. Der Wald beeinflusst – im positiven Sinne – unser Immunsystem, unser Nervensystem und den Hormonhaushalt. Wenn es diese positiven Wirkungen als Pille gäbe, würden wir sie uns alle teuer in der Apotheke kaufen!

Die Bäume kommunizieren auf faszinierende Weise untereinander. Durch Duftstoffe (Terpene) verständigen sie sich untereinander. Wir nehmen dieses Feinstoffliche auf, sobald wir den Wald betreten. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass diese Terpene eine Reihe höchst positiver Effekte auf unsere Psyche und unsere Gesundheit haben.

Doch zurück zu meinem Waldbad

Ich hab keine Bäume umarmt. Aber ich muss zugeben, ich habe mit ihnen gesprochen. Im Stillen, ein paar Sorgen abgeladen. „Downloaden“, nennt das der Waldtherapeut, seine Sorgen und unguten Gedanken dem Kosmos Wald anvertrauen. „Der Baum urteilt nicht, wertet nicht“ ich staune wie philosophisch das Waldbaden sein kann. Ich lehne an einem Baum, aus dem Augenwinkel beobachte ich die anderen aus der Gruppe. Wir halten alle sicheren Abstand zueinander. Sind ja schließlich beim Beichten.

Warum tut uns der Wald so gut? Man fühlt sich so wunderbar behütet. Wie ein Schutzschild in einer immer lauteren, unübersichtlicheren Welt.

Unser Waldtherapeut hat darauf wissenschaftlich belegte Antworten:

  • der Wald stärkt das Herz
  • macht uns widerstandsfähiger
  • entstresst uns

und sorgt für mehr Lebensfreude.

Doch was genau stärkt unser Immunsystem?

Achtung jetzt wird´s wissenschaftlich, aber ich wollte es genauer wissen:

Wir alle wissen, wie aromatisch es unter Bäumen duftet. Was uns in die Nase steigt, ist Teil der pflanzlichen Kommunikation, „Liebesgeflüster“ unter Bäumen quasi. Unzählige chemische Botenstoffe schwirren gasförmig in der Waldluft umher. Sie alle gehören in die Stoffgruppe der Terpene. Mit deren Hilfe informieren sich Bäume zB über Schädlinge, von denen sie angegriffen werden. Verschiedenste Studien bestätigen, dass diese Terpene eine gesundheitsfördernde Wirkung auf uns Menschen haben. Die eingeatmeten Terpene sorgen dafür, dass unsere natürlichen Killerzellen (im Blut) deutlich erhöht sind.

Wer einen Tag im Wald verbringt, hat anschließend fast 40% mehr Killerzellen im Blut – und dieser Effekt hält etwas eine Woche an. Nach zwei Tagen im Wald hatte das Blut von Versuchspersonen sogar doppelt so viele Killerzellen wie davor. Diese natürlichen Killerzellen, die der menschliche Organismus im Wald vermehrt produziert, sind dafür verantwortlich, Viren in unserem Körper unschädlich zu machen. Außerdem bekämpfen sie Körperzellen, die zu bösartigen Tumoren entarten könnten. Sie halten uns also gesund und schützen uns vor Krebs.

„Aus ihren Ergebnissen entwickelten die Forscher eine Empfehlung: jeder Mensch sollte sich mindestens einmal im Monat für insgesamt zwei volle Tage im Wald aufhalten. Und Terpenoide tanken!“

Wie geht nun richtiges Waldbaden?

Den Wald bewusst wahrnehmen:

  1. entschleunigen: Durch langsames Gehen die Umgebung bewusst wahrnehmen und so vermehrt Eindrücke sammeln.
  2. Der Weg ist das Ziel:Es geht nicht um das Endziel, sondern um das Erlebte auf dem Weg dorthin.
  3. Eine gefühlte Beziehung: Waldbaden ist keine Naturerziehung, sondern eine Naturbeziehung.

 

So führe ich also meine „Seele im Wald“ spazieren und zeige ihr die Schönheiten die ich entdecke. „Wir müssen nicht immer alles überanalysieren“, hatte mir unser Führer vorhin gesagt, „das wirkt sich auf unser autonomes Nervensystem, das Hormonsystem und das Immunsystem aus. Durch das Waldbaden soll die Aufmerksamkeit bewusst vom Denken weg hin zu den Sinnen und den Körper gelenkt werden“. Ich atme tief ein und entspanne mich spürbar, was es doch für verschieden Grün-Töne gibt, denke ich mir. Mein Begleiter betrachtet ganz verträumt einen Baumstumpf.

INFOECKE

Wer mehr über die Heilkraft der Bäume erfahren will (auch eine Empfehlung für die UaB-Leseecke):

  • GEO Kompakt „Unser Wald“ Nr. 52
  • Der Biophilia Effekt (Heilung aus dem Wald) von Clemens Arvay

Lust an Weiterbildung?

  • „Alpines Waldbaden“ im Bildungshaus Kloster Neustift/Südtirol

https://www.pflanzenlust.de/wald-2018/

Stefan Außerlechner, Bauer in Kartisch

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„Aufleben heißt für mich, aufgehen wie eine Blüte. Wenn ich daheim bei der Türe hineingehe und meine drei Töchter schreien mir „Hallo Papa“ entgegen. Die eine lacht, die zweite hüpft vor Freude und die dritte krabbelt mir entgegen-da lebe ich auf.“

Anna und Georg, ein Paar

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Eine Beziehung sei wie nebeneinander singen in einem Chor“

 

Anna wirkt verändert. Sie lacht und wirkt freudig als sie den Raum der Beratung betritt.

Vor einem Monat war sie gemeinsam mit ihrem Mann in der Beratung. Georg meinte damals, er möchte schon, dass auch seine Seite angehört werde. Wenn es in einer Beziehung kracht, dann müssen beide Seiten gehört werden. Er sei bereit, Verantwortung zu übernehmen, aber für alles sei er nun auch nicht zuständig. Wenn man sich für alles, was in der Ehe schief geht schuldig fühlen müsse, dann käme man aus den Schuldgefühlen nicht mehr heraus und habe nicht mehr leicht die Möglichkeit, etwas richtig zu machen.

 

Eine Beziehung sei wie nebeneinander singen in einem Chor, man könne sich bei der Nachbarstimme einhängen. Aber da müsse halt jemand da sein zum Einhängen. Anna war still, hört genau hin. Sie erkennen, dass sich jeder auf seine Art und Weise vom Partner zurückgezogen hat. Anna kann sich unter anderem keinen körperlichen Kontakt mehr vorstellen, weil Georg nicht mehr redet. Und Georg redet nichts mehr mit ihr, weil sich Anna so sehr zurückzieht. Nachdenklich gehen die Beiden nach Hause.

 

Dieses Mal kommt sie wieder allein. Sie lächelt entspannt, ihre Haut im Gesicht hat sich beruhigt. Dann erzählt sie, was geschehen ist. Beim Beratungsgespräch sei das Wort „gscheit“ gefallen: ‚Anna sei eine gescheite Frau’. Noch nie vorher in ihrem Leben habe ihr jemand gesagt, sie sei eine gescheite Frau. Das habe sie sehr berührt und sie habe auch das Gefühl gehabt, es sei so gemeint.

 

Die gemeinsame Autofahrt nach der Beratung verlief still. Beide seien ihren Gedanken nachgehängt, sie habe überlegt, was denn jetzt wirklich „gscheit“ wäre. Ihr sei der Spruch:“Der Gscheidere gibt nach“ eingefallen. Das würde jetzt bedeuten, den ersten Schritt auf Georg zugehen, ihm zu zeigen, dass ihr ernst sei, mit einem freundlicheren Umgang mit ihm. Aber zu ihrer großen Überraschung, muss Georg dasselbe gedacht haben. Beide setzen so einen Schritt aufeinander zu, ohne auf den ersten Schritt des anderen gewartet zu haben. Sie bemühten sich, ließen alte Themen hinten und führten auch heftige Auseinadersetzung, allerdings immer mit dem Hintergrund: Ich meine es ernst mit Dir und versuche mein Bestes!

 

Anna und Georg sind ein Paar, das sich auf den Weg gemacht hat, sich in ihrer krisenhaften Zeit helfen zu lassen. Bei einem kürzlich stattgefundenen Telefonat erzählt Anna, dass es immer wieder neu Kraft braucht, um aus den alten Mustern auszusteigen. Aber sie und Georg würden spüren, dass es sich so spannender und besser leben lässt.

Im Hamsterrad der Zeit

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Frauen zwischen Familie, Beruf, Hof und Zeit für sich

 

Wenn Max Rabe charmant singt: „Für Frauen ist das kein Problem, sowas machen sie mit links, im sitzen, liegen oder stehen, meistens gelingt’s“, dann darf nach der Wirkung der Fähigkeit des gleichzeitigen Erledigens von mehreren Aufgaben gefragt werden.

Und natürlich stimmt es! Frauen sind vielseitig und können kochend telefonieren, in der Zwischenzeit jemandem Eier verkaufen und ein Mail für Urlaub am Bauernhof beantworten. Gut ist es, wenn die Summe und die Art der Tätigkeiten, den Bogen des Möglichen nicht überspannen.

Maria zum Beispiel, eine vierzigjährige Bäuerin mit vier Kindern, einem Mann, der für 25 Stunden außerhäuslich arbeiten geht, Urlaub am Bauernhof, Milchwirtschaft und Direktvermarktung, pflegt auch ihre Schwiegermutter. Im vergangenen Jahr erkrankte sie mehrmals schwer an Grippe. Noch immer fühlt sie sich geschwächt, schafft nur mehr die Hälfte von dem, was sie zu tun hätte und fühlt sich schlecht.

Normaler Verlauf? Oder? So schlimm ist das nun auch wieder nicht! Du muss halt eine Ruhe geben! Oder: Das kenn ich auch!

Was klingt bei den Leserinnen und Lesern an, wenn sie von Maria oder anderen Frauen (auch Männern) hören, die überlastet sind?

Bewerten: Geprägt von den Rollenbildern ganzer Generationen, besonders der Herkunftsfamilie und derer, in der Frauen leben, sowie Werten, die aktuell in der Gesellschaft gelten, wird das eigene Tun besteuert. Die Auswirkungen der (Hoch) Leistung für Menschen sind längst bekannt. Erschöpfte Menschen in einer Welt, die ähnliche Symptome zeigt fordern uns zum Hinterfragen auf.

Hinterfragen: Im Hamsterrad der Zeit gelingt es kaum, sich den notwendigen Fragen des Lebens zu stellen. Ein Spruch sagt: Das Hamsterrad schaut nur von innen wie eine Karriereleiter aus. Dabei geht die grundsätzliche Frage nach der Lebensqualität leicht verloren. Wir sind getrieben von den Ansprüchen, die von außen und aus uns selbst kommen.

Wenden: Es gibt Zeiten, in denen gehen die Dinge leicht von der Hand und wir tun mit Freude, was ansteht. Und eine Gesellschaft, in der jeder nur mehr tut, worauf er augenblicklich gerade Lust hat, die wollen wir uns erst gar nicht vorstellen. Hier wird allerdings von einer permanenten Belastung gesprochen, die eben den Bogen überspannt. Wenn viele kritische Punkte übersehen werden, dann führen sie in die Krise. Kritische Punkte sind der Verlust an Freude, Antrieb und der Kraft. Körperliche Symptome verschiedenster Art schleichen sich ein: häufiges Herzklopfen, Schweißausbrüche, die nicht andernorts zuordenbar sind, Angstzustände usw. Ein untrügliches Zeichen für eine notwendige Veränderung sind Schlafstörungen. Was sich eingeschlichen hat, kann nun helfen, eine Wende in Gang zu setzen.

Ernstnehmen: Wenn es jemandem so wie Maria geht, die dreimal im halben Jahr mit vierzig Grad Fieber im Bett gelegen ist, dann weiß man, jetzt ist es höchste Zeit etwas zu verändern. Maria hat eine Kur beantragt, vorübergehend eine soziale Betriebshilfe (sehr schwer auszuhalten, dass hier jemand anderer mitwirkt) und lernt in einer Beratung, sorgsamer mit den Ansprüchen umzugehen.

Schwieriger ist es, zu reagieren, wenn nichts passiert. Vielleicht eingebettet in ein tägliches Ritual, in dem ich einerseits schaue, was hat mir heute Freude gemacht. Kann ich sehen, wenn der innere Topf der Unzufriedenheit schwerer wiegt, als der, es gut so, wie ich lebe.

Einen Schritt gehen: Mit den folgenden fünf (und ewig ausbaubaren) Schätzen erfolgt die Einladung zum Ausprobieren, was helfen kann. Auch hier gilt: nicht alles gleichzeitig, weil es überfordern würde. Wir unterschätzen, wie kleine Schritte unsere Leben prägen. Das Geheimnis von Wohlbefinden liegt in der Summe auch der kleinen Chancen die da sind und die genützt werden dürfen.

 

Fünf Schätze im Alltag

Das Leben gleicht in vielem einer Pflanze und braucht Hege und Pflege. Exemplarisch sind hier fünf Schätze angeführt, die helfen können, das Leben freudvoll wachsen zu lassen. Das Überraschende ist: Auch wenn es bei dem einen oder anderen nicht angeboren ist: Neuesten Forschungen zufolge lassen sich viele lebenserleichternde Verhaltensweisen durch ein beständiges Üben Schritt für Schritt erlernen.

Ja – Sagen: Fast provokant scheint es, dem Ja-Sagen eine so zentrale Funktion zu erteilen. Was hier gemeint ist: ein deutliches und lautes Ja zum Leben und seiner Vielfalt und seinen Herausforderungen. In der Resilienzforschung (die Forschung zu den Widerstandkräften der Seele) wird dies mit dem grundsätzlichen Akzeptieren der gerade erlebten Situation beschrieben. Das Leben lässt sich deshalb leichter gestalten, weil mit dem Annehmen, viel sichtbar wird. Dann kann an der Veränderung gewirkt werden.

Nein – Sagen: Natürlich braucht es auch die Kraft des Nein – Sagens. Damit ist gemeint, dass es notwendig ist, Grenzen zu setzen, um nicht vor lauter Tun und Schaffen ganz geschafft zu sein. Dies geschieht in einem täglichen genauen Hinschauen, bei den Ansprüchen, die wir an uns selbst stellen, oder die auch andere laufend an uns herantragen. Es ist gut, sich besonnen für oder gegen etwas zu entscheiden (und ein Nein tut viel weniger weh, als befürchtet).

Gut -Sitzen: Mit diesem etwas verwunderlichen Punkt ist das Thema des Verweilens in einer Situation gemeint. Häufig sind wir mit der halben Hälfte unserer Sitzauflage am Sprung oder sind zwar anwesend und gleichzeitig  abwesend, oder wir sitzen im Lärm, in der Zugluft und im Schatten. Das Erstaunliche an dieser Idee: ich werde nicht schneller oder effektiver, wenn ich hetze. Mit der Aufmerksamkeit da sein, wo ich wirklich bin, erhöht die Lebensqualität und die Effizienz.

Gut -Schwitzen: Berggehen, Tanzen, Laufen, Radfahren, Sauna, körperlich Arbeiten, im Rhythmus sein, auch körperliche Liebe sind die Tätigkeiten, die den Puls erhöhen und dem Körper in dem die Seele wohnt Kraft geben. Eingebettet in einen guten (auch Erholung und Muße bietenden) Alltag, hilft Bewegung, besonders an der frischen Luft der körperlichen, geistigen und seelischen Vitalität.

Herzen (lassen): Das Herz, das am „rechten Fleck“ ist, ist zumeist ein gut genährtes Herz. Das Herz liegt im Zentrum des Körpers, im Zentrum der Religionen und der Betrachtung von liebenden Begegnungen. Das Symbol des Herzens drückt die Sehnsucht und das Bewusstmachen der Liebe aus. Treffen wir auf offene Herzen, tut uns das gut, wir fühlen uns wohl. Mit dem Begriff „Herzen“ ist hier also eine Begegnung gemeint, die von Nähe und Zuwendung und ehrlichem Interesse am anderen geprägt ist. Dazu gehört, dass wir einander zuhören. Und sie schließt auch das Thema des Umarmens ein. Herzen und Herzen lassen erhöht die Lebensqualität messbar.

 

Fünf Schätze die unendlich ergänzt werden können. An manchen Tagen sind ganz andere Schätze wichtig und jeder/jeder hat seine ganz individuellen Kostbarkeiten.

In der Begegnung mit Menschen, die ich als Beraterin und Therapeutin begleiten darf, erlebe ich bei fast allen eine Quelle, an der sie sich auch in schwierigen Lebenssituationen laben. Manchmal ist der Schmerz und die Verzagtheit allerdings so groß, dass das Belastende über das Stärkende und Lebendige darüber wuchert.

Das sind die Umstände, die es erforderlich machen, sich bewusst zu machen, jetzt brauche ich Hilfe. Dieses Zugeständnis an sich selbst ist der Schritt, der meinen Blick auch öffnet, für die Angebote, die es gibt.