Posts by: Angelika Wagner

Fastenzeit für Späteinsteiger

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Seid ihr schon gut in der Fastenzeit angekommen? Oder gehört ihr zur Gruppe derer die sagen- ich lebe eh das ganze Jahr besonnen?

In der letzten Woche habe ich viele Menschen nach ihrem Ansatz gefragt. Da kommen Ideen von großen Vorhaben und auch kleinere Vorsätze zum Tragen. Und wie gut das tut, sich einmal von liebgewonnenen Gewohnheiten zu lösen und den Alltag neu zu gestalten.

Besonders hat mich die Fastenbegleitung des Katholischen Familienverbandes Tirol angesprochen:

Brauchen wir was wir haben? Haben wir was wir brauchen? Da muss man gar nicht sehr katholisch sein, um diese täglichen Impulse als nützlich zu empfinden. Dazu der Link:

Haben wir, was wir brauchen? | fastenzeit.jetzt

Dazu gab es auch ein Interview mit der Musikerin Julia Moretti. Das Bild von Julia Moretti hat Inge Prader gemacht.

Der Familienverband hat uns gestattet, das Interview, das Armin Staffler mit ihr führte, auf unserem Blog zu posten.

Danke an Richard Kleissner.

Habt Freude und eine gute Innenschau!

A: Liebe Julia, vielen Dank, dass Du Dir die Zeit nimmst, um mit mir über die „Aktion plusminus“ zu reden. Wir treffen uns heute nach den Festtagen und zu Beginn der Faschingszeit. Die Fastenzeit ist noch fern. Was sagt Dir persönlich das Motto der Aktion „Brauchen wir, was wir haben? Haben wir, was wir brauchen?“

J: Danke Dir und danke allen für diese wichtige Aktion mit ihren Impulsen. Für mich öffnen sich da gleich zwei weitere Fragen: „Was brauche ich?“ und „Was habe ich?“ Die erste Frage ist eine Besinnung auf das Wesentliche. Dazu gehören Gesundheit und ein Gefühl der Dankbarkeit, das soziale Miteinander, der Frieden und die Freiheit, in der wir leben dürfen.  Freiheit – ein großes Thema – heißt für mich in diesem Zusammenhang, wählen und mitentscheiden zu können. Wir leben in einem System, das es gut mit uns meint, mit Werten, die für die Gemeinschaft förderlich sind.

A: Und was sagt Dir die zweite Frage?

J: Bunt und erfüllt zu leben, bedeutet für mich vor allem, gute Beziehungen, zu anderen Menschen und zur Natur zu haben. Die Natur ist die Schöpfung und ohne Bezug zur Schöpfung bin ich „er-schöpft“.

A: Du hattest vor nicht allzu langer Zeit einen sehr schweren Unfall. Hat sich dadurch für Dich etwas im Hinblick auf „Gesundheit und Dankbarkeit“ als etwas, das wir brauchen, geändert?

J: Ich habe Selbstverständlichkeiten hinterfragt. Wenn Gehen und Atmen nicht mehr schmerzfrei möglich sind, dann wächst die Dankbarkeit, wenn es wieder geht. Oder einfach radlfahren. Nicht mehr wie früher, aber fast wieder wie früher. Der Tag des Unfalls war in gewisser Weise der schönste Tag meines Lebens, weil ich so viel Glück gehabt habe.

A: Das ist eine Entscheidung, so einen Unfall als Glück zu verstehen?

J: Ja.

A: Haben wir genug Dankbarkeit in unserer Gesellschaft? Was fehlt uns, wovon haben wir zu wenig?

J: Wir können als Gesellschaft nicht immer nur „Gas geben“. Es tut uns, glaube ich, gut, immer wieder die „Kupplung“ zu betätigen und innezuhalten. Genau darum geht es bei der Aktion plusminus und darum unterstütze ich sie gern. Es geht darum, mehr aufeinander achtzugeben, auch in unseren Beziehungen. Das geht auch mitten in einem Gespräch. Ein kurzes Innehalten, das bedeutet, Zeit für Richtungsentscheidungen zu gewinnen. Dann sind wir auch Kapitän*innen und nicht nur Passagier*innen. Beim Konsum bin ich nur Passagier*in. Die Algorithmen kennen uns teilweise besser als wir uns selbst. Sie entscheiden für uns und wir werden zu Mitfahrer*innen statt selbst zu entscheiden.

A: Wir können im Innehalten entscheiden, ob wir wieder und wofür wir Gas geben oder ob wir bremsen wollen.

J: Wir brauchen Zäsuren, quasi Rhythmuswechsel. Nach dem Vielen, den Geschenken, den Süßigkeiten und auch den vielen Begegnungen brauchen wir eine Pause. Da ist es gut, wenn es Unterstützung von außen, z.B. durch die Aktion plusminus gibt.

A: Was ist das Gute an Zäsuren, aus Deiner Erfahrung?

J: Es geht nicht um Verbote oder den Zwang zum Verzicht im althergebrachten Sinn. Es geht darum, sich selber besser kennenzulernen und sich nicht etwas zu nehmen, sondern sich etwas zu geben.

A: Was gibst Du Dir?

J: Ich gebe mir Zeit und wertvolle Momente, mich und meine Routine zu hinterfragen. Es ist die Haltung, nicht verzichten zu müssen, sondern Ballast abzuwerfen. Somit lerne ich mich besser kennen und kann „die Schokolade“ vielleicht auch jemandem anderen schenken. Es ist ein „dafür“ und kein „dagegen“.

A: Hast du konkrete Erfahrungen damit, etwas bewusst anders zu machen?

J: Es gab eine Zeit, da habe ich meinen Zuckerkonsum auf fast Null abgesenkt. Über die Fastenzeit hinaus wurde daraus ein halbes Jahr. Ich war einfach noch nicht fertig. Das war ein Impuls, der über Ostern hinausgeführt hat. „Ostern“ heißt ja nicht, dass es danach so weitergeht wie vor der Fastenzeit.

A: Du bist ein Familienmensch. Wie ging es Deiner Familie damit?

J: Die hat das nicht gespürt. Aber bei mir entstand ein Flow. Es gibt genug anderes Süßes im Leben! (lacht)

A: Was kann die Fastenzeit für die Familie bedeuten? Kannst Du Dir vorstellen, ein „Fastenprojekt“ in der Familie durchzuführen?

J: Ich werde die Fragen der Aktion plusminus sicher mal am Esstisch stellen. „Brauchen wir, was wir haben? Haben wir, was wir brauchen?“ Sie eröffnen auch immer einen neuen Bezug, in jeder Beziehung, auch in der Partnerschaft. „Hast du das, was du (von mir) brauchst?“ Diese Fragen passen für alle, für Jung und Alt. Sie können das Gespräch leiten, sie sind mehr als „Wie war Dein Tag?“. Gerade viele aus der Generation der jungen  Erwachsenen sind sehr offen dafür, sich zu reduzieren, sich für ein neues Miteinander einzusetzen, nachhaltig im Blick die nächsten Generationen zu leben.

A: Bei mir schwingt noch ganz stark nach, dass Du dafür plädierst, dass wir mehr Dankbarkeit brauchen. Wovon brauchen wir weniger?

J: (denkt lange nach) Meist ist jeder Bereich, jeder Impuls an und für sich gut, wir neigen nur dazu, uns zu überfordern. Wenn ich in einem Orchester alle Melodien, alle Akkorde gleichzeitig spiele, dann herrscht pures Chaos. Wir dürfen wählen. Es darf weniger vom „Getriebensein“ sein.

A: Julia, vielen lieben Dank für das Gespräch und alles Gute!

J: Danke auch und Danke auch für die Aktion.

Wenn der Morgen anders netzwerkt

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Ein Montagmorgen in einer Einrichtung wie der Landwirtschaftskammer ergibt meist ein geschäftiges Bild: Bei offenen Bürotüren geht man vorbei, hört zumeist ein freundliches ‘Guten Morgen’, aber der Blick ist in eine andere Richtung. Zum Bildschirm: Mails checken, Leistungserfassung, Zeiterfassung machen, Kalender updaten, Meetings vereinbaren, Informationen einholen, weitergeben. Die Personen sitzen zumeist allein vor einem Gerät und machen ihre Arbeit.

Der letzte Montag war anders. Ich komme in unseren Stock – ich bin eine von den Späten, die ins Büro kommt – und mehr Kolleg*innen sind am Gang, reden miteinander, haben einen anderen Zeitausdruck in ihren Gesichtern. Etwas scheint zu stehen.

Tatsächlich, das digitale Netzwerk funktioniert gerade nicht. Also wie gehen wir jetzt unseren Tag an, wenn die Routine – der Computer, das zentrale Arbeitsgerät – gerade nicht funktioniert?

Netzwerken! Das andere – analoge. Man trifft sich, tauscht sich über den Stand der Situation aus und hat gerade auch ein bisschen Zeit, sich direkt zu begegnen. Es ergeben sich kleine Plaudereien mit Menschen, mit denen wir sonst nicht so viel zu tun haben.

Ich denke grad ganz keck nach: Wie wäre es, wenn eine erste halbe Stunde in einem Büro, in einer Einrichtung noch gerätefrei (auch ohne Telefon) stattfinden würde?

Eine Begegnungshalbestunde?

Und danke an die Fachmenschen aus der IT. Für euch bestimmt keine Begegnungszone der entspannten Art.

Ich bilde mir ein, dass der etwas andere Start an diesem Tag alles andere als eine Misere war. Gut hat er uns getan.

Wie sehr uns das gut tut.

Echt!

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Darf ich euch mitnehmen auf  Erfahrungen der letzten Tage? In die Tage, die auf Weinachten zufliegen?

Ausgehend von einer Sendung, die mich ganz erschüttert zurückgelassen hat (man nimmt ja nicht immer alles gleich intensiv auf!) nahm meine Verunsicherung seinen Lauf. Die Sendung erzählte von der Entstehung von Fake News und der Unerschütterlichkeit von vielen Menschen, wenn es darum geht Dinge für real zu halten, die nachweislich nicht der Wahrheit entsprechen. Eine sachliche, aufklärende Argumentation hilft da nicht. Die Dokumentation hat mich die Nacht durch begleitet. Gerädert das frühe Aufstehen.

Dann der Wald! Ich atme durch und komme langsam wieder an- in meiner Welt, auf meinem Boden. Noch ist der Tag nicht ganz erwacht. Dunkel hallen die Schritte. Plötzlich erhascht meine Nase einen frischen Kaffeeduft. Ich atme intensiv ein- durch die Nase. Etwas in mir beruhigt sich. Da ist es wieder! Das Gefühl, es stimmt. Es ist echt.

Nicht mitziehen lassen in die Katastrophensummserei. Viel da von Schwierigem! Zweifelsfrei.

Doch da wo es nicht ist, darf ich es doch nicht breitwerden lassen. Den Blick wenden, sich einlassen auf das was stimmt. Gerne das Schöne und auch das was anspruchsvoll ist. Auch dem kann ich echt begegnen und entgegnen.

Derweil genieße ich intensiver was mir Schönes passiert. Zum Beispiel heute überraschende adventliche Musik am Hauptbahnhof in Innsbruck. Ich sehe Menschen, die auch mit großem Abstand zur Musikkapelle mit pfeifen und sich im Klang wiegen.

Ein echtes Aufleben!

 

Mir fällt immer was ein!

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Am Rücken zieht es kräftig. An den Oberarmen auch. Und wie!

Jacquline, die Physiotherapeutin motiviert ihre kleine Trainingsgruppe bei den GVA Wochen. Keine Ahnung was das ist? Gesundheit Vorsorge Aktiv. So nennt man nun die Kuraufenthalte, die dafür sorgen, dass man im Arbeitsleben fit bleibt . Wie gut diese Zeit ist und wie viel hier lernbar ist!

Ich schreibe davon,  weil ich in meinen Beratungen immer wieder darauf hinweise, dass ein Abstand von zu Hause mit dem Schwerpunkt Gesundheit richtig guttun kann. Es wird für einen gekocht, man kann sich getrost einem Programm hingeben, das maßgeschneidert ist, es gibt eine medizinische, therapeutische Unterstützung und viel Zeit zum Lesen, Bewegen und mit sich sein.

Der erste Sonntag: ich war so erstaunt, wie lange so ein Tag sein kann, wenn gewohnte Strukturen wegfallen. So um zwei am Nachmittag hatte ich das Gefühl, jetzt habe ich eigentlich schon alles getan, was einen Sonntag gut macht. Mir wurde nicht wirklich langweilig, aber ich musste aktiv dazu beitragen, dass ich den Tag gut gestalte. Also las ich. (Wann habe ich das letzte Mal an einem Sonntagnachmittag gelesen?)

Und da hab ich ein Buch mitgehabt (danke liebe K für das Buch!)- „Die Kraft des Vertrauens“ von Elisabeth Lukas. Ein kleines und sehr gut lesbares Buch.

Mein Lieblingsgedanke daraus: Auch wenn einem gerade das Vertrauen im Leben nicht zur Verfügung steht, ich kann hineinschlüpfen in das Gefühl des Vertrauens und mich dann überraschen lassen.

Als Jacqueline ihre vielfältigen Übungen anleitete meinte sie parallel dazu: „ Mir fällt immer was ein!“

Wie schön, sich selbst-vertrauend bestärken.

Dann kann es wieder fließen.

Mit der Mame Nudlen machen

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Wie er springt, der Jan! Freundlich und flott! Die ganze Speisekarte gibt es am Nachmittag nicht, aber sie könnten uns schon was richten, meint er. In Gossensass/Südtirol kann man auf der Strecke nach Hause und umgekehrt so herrlich zukehren.

Wir fühlen uns wohl und genießen unsere Zeit. Dann kommt Jan plötzlich in einem anderen Gewand daher. Er trägt Kochbekleidung. Nun müsse er mit der Mame Nudlen machen. Wieder: er springt, ist freundlich und freut sich auf die Tätigkeit. Es gefalle ihm auch, wenn sie als Gasthaus für ihre Gäste was Besonderes bieten können. Und von der Mame hat er das gelernt. Und mit ihr mache er es auch jetzt.

Ich darf ihm in die Küche folgen. Dort ist schon Teig und Fülle und die Mame. Sie arbeiten gut zusammen.

Mir gefällt das sehr- ein Bild von lebendigem Zusammenwirken der Generationen. Bestimmt haben auch Jan und seine Mutter Monika ihre „Wickel“.  Doch sie begeistern sich miteinander für dieselbe Sache. Sie machen gemeinsam etwas Besonderes.

Da fällt mir ein, was Helga Brunschmid, Landesbäuerin und Vizepräsidentin der Tiroler Landwirtschaftskammer, zum Umgang miteinander im Betrieb sagt: „Wenn die Jungen mitdenken, dann muss ich nicht so gschafftig sein!“

Übersetzt könnte das heißen: mitdenken, sich begeistern, sich beidseitig etwas zeigen lassen und bereit sein, voneinander zu lernen. Das hilft der Verständigung.

Durchs Tal außirinnen lassen

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Meine Blogfreundin hat mich auf meine große Liebe zu besonderen Sätzen aufmerksam gemacht. Ja genau! Ich bin sehr empfänglich für die kleinen Botschaften, die in Sätzen stecken.

Bei einem der letzten Hofübergabeseminare war ein sehr lebendiges Vater-Sohn-Gspann dabei. Der Vater bedächtiger, der Sohn heißblütiger. Schon auch nicht untypisch für das Junge und (entschuldige bitte, Herbert) das Alter.

Wie geht man miteinander um, wenn es auf einem Hof kracht? Da kommt ihr Satz daher: „das Zornige, Aufgekochte erst einmal durch das Tal ausßirinnen lassen.“ Da fließt es dahin, das vielleicht sehr verletzende erste Reagieren. Die bösen, groben Worte. Der Kopf kann abgekühlt werden. Und dann kann vielleicht wieder aufeinander zugegangen und das Gespräch gesucht werden. Wer? Im Idealfall beide. So heißt es ja auch: AUFEINANDER ZUGEHEN. Aber leicht ist das nicht, oder? Besonders auch, weil man bei sich selbst schneller die Verletzung als den Fehler spürt.

Noch eine sehr gute Idee hat mir der übergebende Bauer erzählt. Nicht gerne, aber doch spüre auch er, dass er nicht mehr so viel leisten kann und will. Die Mitarbeit am Betrieb wird sehr gebraucht. Und Gebrauchtwerden sei wirklich sehr schön. Zu Mittag mache er immer eine Pause. Alle würden das wissen. Plötzlich sei er dahin, wie ein flinker Fisch. Das sei die Ruhe, die auch das darauffolgende Arbeiten miteinander vereinfache.

Schlau! Schlau!

 

Random act of kindness

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Nikola, meine Kollegin, traf ich gestern auf meinem morgendlichen Weg in die Landwirtschaftskammer. Im Büro angekommen, zeigte sie mir sichtlich bewegt einen kleinen Zettel mit folgender Notiz:

Falls es dir heute noch niemand gesagt hat:

Du bist wunderschön und wertvoll.

Hab einen wunderschönen Tag voller Vertrauen.

Alles Liebe, eine unbekannte Mutmacherin

Nikola hat diesen Zettel von einer ihr unbekannten Mitfahrerin zugesteckt bekommen. Sie und auch ein paar andere Mitreisende. Jetzt darf diese Botschaft auf ihrer Pinnwand im Büro hängen. Mut machen angenommen!

Ich weiß nicht, wie es euch geht, wenn ihr einen Zettel irgendwo zugesteckt bekommt. Mein schnelle innere Reaktion ist Ablehnung und da braucht jemand etwas von mir.

Die Übersetzung des oben genannten Titels „Ein zufälliger Akt von Freundlichkeit“.

Mein Bruder hat mich vor einiger Zeit auf diese Idee aufmerksam gemacht. Wir waren gerade beim Wegfahren aus einem Parkplatz, und er steckt das noch nicht abgelaufene Ticket in den Parkautomaten zurück. Er erklärt mir die Idee. er freue sich darüber, jemandem, eine Freude zu machen. Diese Person sei dann vielleicht auch in der Lage, ihr kleines Glück zu streuen. So könne die Welt ein Stück weit freundlicher gestaltet werden.

Oja! Das klingt nach einem sehr guten, leichtfüßigen Plan.

Der Start in diese Woche war geradezu gepflastert mit freundlichen Aufmerksamkeiten. Zuerst Nikola, dann ein berufliches Mail mit ein paar besonders persönlichen Worten, ein spontanes Geburtstagsständchen in einem Büro. (Habt ihr schon einmal gesungen auf einem Amt?).

Und dann noch Magdalena. Ich empfange ein Paar in die Beratung, erkläre ihnen am Gang, dass ich noch das Büro bereitmache und ein Wasser hole. Während ich den Gesprächstisch einrichte, kommt Magdalena mit einem Wasserkrug und drei Gläsern. Sie habe es im Vorbeigehen gehört und sich gedacht, das könne sie auch machen. Jetzt bin ich aber berührt.

Freundliches in die Welt zaubern. Im aufmerksamen  Vorbeigehen.

auf einmal kann es krass owärts gehn

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Ein mir schon ein bisschen vertrauter Bauer hat sich gemeldet. Bei unserem letzten Telefonat vor einem halben Jahr ging es ihm psychisch nicht gut. Er hatte allerhand Behandlungen und Arzttermine vor sich. In seinem Leben gab es gerade viele Baustellen.

Und jetzt? Als ich ihn zurückrufe, gratuliert er mir zu einem Artikel, den ich unlängst zum Thema Partnerschaft geschrieben habe. Er fühlt sich in seiner Erfahrung sehr bestätigt, dass sich der Beziehungsschlendrian so unbemerkt einschleicht. Man müsse schon fest Obacht geben. Als Paar lebt man sein Leben, jeder im Alltag das Seine und dann merkt man plötzlich, dass es miteinander gar nicht mehr gut geht und es krass owärts geht.

Nun gehe es im besser. Er lasse sich helfen und lerne, mit manchen widrigen Umständen besser zurecht zu kommen. Die Kinder und seine Frau seien kluge Menschen. Er sei halt der Dümmste in der Familie.

Wenige Minuten später erzählt er von seiner Art, mit dem Vieh umzugehen. Ich staune, mit welcher Geduld er für sein Vieh sorgt.

Und in Summe finden wir eine schöne Anzahl an Begabungen und Dingen, die ihn als sehr bedeutsamen Menschen für diese Welt zeigen.

Er kann es hören und erlaubt mir, dass ich von ihm erzähle.

Wenn er sich in seiner Kraft fühle, dann könne er auch wieder mehr auf seine Partnerin zugehen und es wird wieder feiner.

..und dann kann es auch auf einmal krass auwärts gehen.

 

Oma- was ist eigentlich dein Lieblingstier?

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„Eine Nussschnecke mein Liebes!“

Der ganze Tisch lacht, als Elfriede, eine Bäuerin, ihre Geschichte im Kreis ihrer Freundinnen, allesamt Bäuerinnen, bei einem besonderen Fest erzählt.

Vor kurzem feierte unsere Landesbäuerin und Vizepräsidentin Helga Brunschmid, einen runden Geburtstag. Ich durfte dabei sein, als Helgas Familie, ihr berufliches Umfeld, ihre Freunde und Freundinnen sie hochleben ließen. Und ich saß bei ihrem ehemaligen Ortsausschuss und lauschte den Geschichten. Jetzt kannten wir uns ja schon von früher, als ich bei Funktionärsschulungen mit ihnen arbeiten durfte. Mir war auch bekannt, dass sie bereits seit über 30 Jahren in Freundschaft miteinander verbunden sind. Alle haben wir uns beinahe nicht verändert lachen wir.

Die Geschichten ihrer Leben- so vielfältig und mitunter von großen Herausforderungen und Schicksalsschlägen geprägt. In den Gesichtern sind vielfältige Belastungen zu lesen. Sie lassen mich auch ein bisschen hinhören.

Wie recht doch Rotraud A. Perner, eine österreichische Psychotherapeutin, die ich am selben Tag am Morgen hörte, hat, wenn sie vom Wachsen am Umgang mit Schmerzen des Lebens spricht.

Sogar in diesem schwierigen Feld gibt es einen Teil, der zu einer Akzeptanz der Ereignisse führt und es einem über große Strecken im Leben ermöglicht, erfüllt und gut zu leben.

Und die Freundinnen: die helfen dabei. Wenn zwei Resis und Rosi, Elfriede und Helga und Maria beieinander sitzen und sich erinnern an ihre Einsätze für die bäuerliche Welt, ihren so besonderen Humor hochfahren, dann kann man sich so gut vorstellen, wie sie sich gegenseitig Stütze sind und Freude aneinander haben.

Und die Zeit? Nicht etwa mehr davon- sie sind so sehr gebraucht: als Omas, Eltern, Partnerinnen und Funktionärinnen! Straffe Zeitpläne. Sie müssen sich gut organisieren.

Bleibt dran ihr Lieben!

Im Übrigen: Elfriede mag die Tiere wirklich nicht so besonders. Auch das darf eine Bäuerin sein! Und was für eine.

Mit dir aber auch ohne dich

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Wie sich Paare am Hof ihre Lebendigkeit erhalten können

Lebendig halten! Was für ein großes und doch so unklares Wort. Ich höre schon unken-lebendig ist gleich einmal etwas:  Ein Herz muss klopfen und die Gesundheit sollte einigermaßen passen.

Ist es wirklich das, was Paare in der Landwirtschaft brauchen können?

Muss es nicht genügen: ein paar Kinder (darunter eine Hofübernehmer:in) zu haben und den Betrieb anständig zu führen? Unter Umständen kann das genügen. In der Mitte des vorigen Jahrhunderts und manchmal auch noch heute musste das ausreichen.

Wenn ältere Paare von ihrem Zusammensein am Hof erzählen, dann sind das manchmal Erlebnisse und Erinnerungen, die schon beim Zuhören weh tun. Es gab für viele keinen eigenen Bereich und auch keine Zeit, um sich untertags einmal zu zweit auszutauschen. Man möge doch nicht so viel aufheben um die Romantik machen. Wichtig ist eine gut erledigte Arbeit- und die muss genau so geschehen, wie wir das immer schon gemacht haben. Kindererziehung war nicht selten in den Händen der Großmütter. Die Frauen wurden als tüchtige Arbeitskraft gebraucht.

Jetzt könnte man ja meinen, dass darunter vor allem Frauen leiden. Meiner Beobachtung nach können Frauen besser aussprechen, wenn es einem nicht gut geht. Und zum Glück ist es heute viel weniger tabu darüber zu sprechen- auch für Männer. Und sie tun es.

Und heute? Was sind die Herausforderungen der Paare heute? Was bleibt: das genaue Beobachtet sein- alle am Hof bekommen mit, wann und ob man das Haus verlässt. Man weiß, wenn die Paare in ihren Wohnungen sind, sie verreisen, sie ausgehen, wenn sie das Haus länger nicht verlassen. Und ganz oft wird es auch kommentiert: ist sie oder er jetzt schon wieder?

Jünger in der Geschichte sind die Illusionen, wie eine Beziehung zu sein hat. Befeuert durch die digitale Welt und die daraus abgeleiteten Erwartungen stellen junge Paare jetzt oft die Romantik in den Mittelpunkt. Was anfänglich wunderbar funktioniert (die Hormone von frischen Beziehungen unterstützen das!) wird manchmal zum Spießroutenlauf. Im Vordergrund steht- du bist für mein Lebensglück verantwortlich.

Kinder (Söhne), die auf dem Hof aufwachsen, wo Arbeit im Mittelpunkt steht, sind dann ganz überrascht, wenn sie merken, sie müssen sich jetzt um die Beziehung auch noch kümmern.

Wie kann das nun gelingen? Aus einer Fülle an Möglichkeiten möchte ich drei Punkte herausgreifen:

Beziehungsleben mit Augenmaß

Paaren geht es gut, wenn sie einerseits gut miteinander sein können und auch jeder für sich gut ohne dem oder der anderen sein können. Immer wieder erzählen mir Paare, dass sie es ausgesprochen gerne mögen, miteinander zu arbeiten. Auch das Miteinander für die Kinder und auch den Haushalt sind Teil von Gemeinsamkeit. Damit aber beide auf ihre ganz persönliche Rechnung kommen ist es wichtig, dass man auch alleine sein kann und es sich auch gegenseitig zugesteht.

Beziehungsleben mit Augenblicken

Der Augenblick ist hier ganz wörtlich gemeint. Ich sehe dich gerne an. Ich schaue dir in die Augen, weil du mir wichtig bist. Erweitern lässt sich das durch viele kleine Gesten: eine Hand auf die Schulter beim Vorbeigehen, vielleicht auch ein lüsternes in die Ohren flüstern. Vorsicht liebe Männer: Frauen die zärtlich sind wollen nicht automatisch gleich Sex. Kann, aber muss nicht. (da gäbe es noch sehr viel sagen!)

Beziehungsleben mit Augenmaske

Die Augenmaske! Da fällt mir das Lied von STS ein. Der Großvater sagt: ich muss nicht alles was sie sagt immer auch hören….

Gemeint ist hier das wohldosierte Diskutieren. Eben nicht alles was stört muss jederzeit benannt werden. Es ist eine Gratwanderung. (Wer sagt schon, dass Beziehung leben ganz einfach ist): zu viel schlucken ist nicht gut, doch immer alles zu kommentieren führt in eine Nörgelbeziehung.

In Beziehung leben ist ein großer Teil von Lebensfreude und eben auch Lebendigkeit. Es braucht sehr viel Vertrauen und auch Engagement. Von beiden Seiten. Wobei es notwendig ist nicht darauf zu warten, dass der oder die andere sich vorher bemühen muss.

Ich fang schon einmal an und lade jetzt meinen Mann zum Kaffee ein! (Mit Schokolade)