Posts by: Angelika Wagner

Ein Kosmos der Zerbrechlichkeit

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Wann ist eine Reise eine gute Reise? Eine Reise, die stärkt, gute Gefühle macht und eben auch mit Vorurteilen aufräumt?

Ich erinnere mich an das Reisetagebuch einer Freundin, das sie damals noch mit ausgedruckten Fotos und einem schönen Spruch führte :

Reisen veredelt deinen Geist und räumt mit unseren Vorurteilen auf. (Oscar Wilde)

Wir Aufleberinnen sind gerade auf einer Rückreise- vielleicht ist das Wort Reise ein bisschen hochtrabend. Trotzdem haben wir eingetaucht und genossen und sind reich beschenkt. Wir haben uns vorgenommen, euch an schönen Gedanken und Erlebnissen teilhaben zu lassen.

Angelika, was verbindest du mit dem Titel dieses Beitrags?

„Zerbrechlicher Kosmos“? Hmmm… es erinnert mich jetzt grad sehr an die aktuelle Ausstellung im mak (Museum für angewandte Kunst) über Weihnachtskugeln und anderweitigen Christbaumschmuck. Zum Staunen brachten mich die Ausstellungsstücke der kleinen Körbe, Behälter, Taschen… erinnerst dich noch an die kluge Aussage der Künstlerin? „Am Anfang war nicht der Speer, sondern die Körbe“! Olala, schau an, dachte ich mir, nicht die Kampfeslust sondern das Sammeln der Ressourcen stand im Vordergrund. Interessant oder?

Aber du hast wahrscheinlich nicht die Zerbrechlichkeit der Weihnachtsdeko im Kopf oder? Sind unsere zwischenmenschlichen Beziehungen in der Adventszeit ähnlich filigran, wie der Weihnachtsschmuck am Christbaum? 

Oi! Du stellst aber schnell Fragen abseits von unserem Ausflug. Du hast ja recht- welchen Wert hat eine Reise, wenn wir nicht den Transfer in unseren Alltag schaffen. Also gut:

Der Spagat zwischen unseren Ansprüchen an diese Zeit auf emotionaler Ebene- es soll unsere Herzen bereichern- still werden in uns.

Und gleichzeitig soll auf der materiellen Seite so viel geschehen- Kekse, Dekorationen, Geschenke machen…..

Wir haben uns heute entschieden, eine katholische Messe zu besuchen- die Musik hat uns angezogen. Es waren aber auch ein paar sehr schöne Gedanken dabei. Ich habe mir das Wort „Lichtungen“ mitgenommen. Meine Assoziationen damit sind lichtvolle Begegnungen. Mit sich alleine sein (für fünf Minuten, ohne jeden Ton und Bildschirm, bei absoluter Ruhe), mit anderen sein (den wirklich schönen AUGEN- Blick für ein paar Minuten).

Das könnte uns stärken und ruhiger werden lassen. Gibt es für dich noch ein emotionales Mitnehmsel unseres Ausflugs?

Oja, erinnere dich an das Ensemble, welches für uns gesungen hat! Soviel Emotion auf der Bühne, mich hat deren Hingabe an die Musik sehr berührt und außerdem: wir sind mitgeschwungen und du hast sogar getanzt, ich hab’s gesehen!

Und ich hab von dir gelernt: sich in Schwingung bringen hilft in vielen Lebenslagen – kreisförmig soll´s sein, richtig? Mit Hüfte oder? Den Punschstand umkreisend, gell?

Du legst ja die Dinge nach Geschmack aus! Das ist Teil unserer Zusammenarbeit, dass wir über Vieles lachen können und damit eine sehr erdige Schwingung mitwirkt: Ja! Um Hektik zu vermeiden geht es um runde und weiche Bewegungen.

Auch das hilft uns. Ausdauernde und auspowernde und weiche, runde Bewegungen.

Das lässt uns gelöster und entspannter sein.
… und meinetwegen auch den einen oder anderen Punsch genießen.

(c) Michael Wagner

 

Einen friedvollen, lichten und auch fröhlichen Advent wünschen wir euch und uns!

 

Du- da wär noch a Platzl für di frei

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Der Zug! Wir wissen jetzt schon, dass ich so gerne im Zug blogge. Ich habe da schon eine Idee warum.

Ich bin mit Schauen und Hören beschäftigt, glücklich darüber, wie viel Schönes und Liebenswürdiges ich hier erleben darf.

Die Anfahrt in eine größere Stadt war heute schon sehr vergnüglich. Vom Unterland nach Innsbruck war der Regionalzug zum Bersten voll mit Menschen, die jetzt schon sichtbar zu den Senioren gehören. Ich hatte einen Verdacht, der sich schnell bestätigte.

Ausstieg „Innsbruck Messe“ wird der Zug wieder leer. Alle strömen auf die SENaktiv 2025, die heute startet. Eine Messe, die sich mit den Anliegen von Seniorinnen und Senioren beschäftigt. Die heutige Startveranstaltung: Sexualität im Alter.

Schauschau! Nicht ganz unbedeutend also?

Szenenwechsel: Einstieg in den Railjet. Ich beginne zu arbeiten und beobachte aus dem Augenwinkel, wie ein Herr – auch nicht mehr ganz jung – telefoniert. Nur kurz! Um zu informieren, dass er zu einer bestimmten Zeit da sein wird. Dann eine sehr liebevolle Geste zu seinem leeren Platz neben ihm:

Du – da wäre noch a Platzl für dich frei. Er strahlt und freut sich offensichtlich auf jemanden. Das Gesicht in dem Augenblick ohne jede Spur von Alter. Genau! Das brauchen wir – uns aneinander, aufeinander und übereinander zu freuen.

Der Tag wird gut!

Martin und der Kater Nacho

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Helga und Michael Brunschmid über den Verlust eines Kindes:

Nacho rollt sich gemütlich auf der Sitzbank von Helga und Michael Brunschmid zusammen. Nacho ist ein schöner Kater, der als eine Handvoll, von seiner Mutter verstoßenes, Kätzchen vor zehn Jahren zur Familie kam. Es war am Tag nach Martins Unfalltod. Martin, Anfang 20, war derjenige, der den Hof eines Tages von den Eltern übernehmen wollte. Die ganze Familie und alle Freunde der Kinder kümmerten sich hingebungsvoll um das zarte Leben des Katers.

Ich darf mit Helga ein Interview über den großen Verlust von Martin führen, während Nacho wie ein kleines lebendiges Andenken an Martin neben uns ist.

Helga, gibt es Worte für das, was mit diesem Schicksalsschlag passiert?

Es ist ein Schock, man ist fassungslos, man fühlt sich trostlos- so als ob die Welt untergehen will. Auch heute noch fehlen mir die Worte, um das auszudrücken, was mit einem passiert.

Was hat in dieser persönlichen Katastrophe unmittelbar geholfen?

Wir haben zusammengeholfen, wir als Familie und der Freundeskreis unserer Kinder. Die jungen Erwachsenen waren da, auch unendlich traurig, aber auch ab und zu unbekümmert. Keiner von uns hat sich gänzlich zurückgezogen. Wir mussten auch funktionieren. Die Tiere mussten versorgt werden, die Arbeit in der Landwirtschaft und unsere Aufgaben. Ich war damals recht frisch in der Funktion als Vizepräsidentin. Sich diesen Aufgaben sehr konzentriert zu widmen war gut.

Dann gab es viele Menschen, die eine ehrliche und herzliche Anteilnahme zeigten. Man spürt so genau, ob jemand ein Mitgefühl hat, oder sich nur mit den eigenen Gefühlen auseinandersetzt.

Sehr hilfreich waren auch praktische Unterstützungen. Jemand, der ein Essen vor die Tür stellt, oder mit einem Essen geht, obwohl man sich nicht gerade an irgendetwas erfreuen kann.

So viele Helfer*innen- wieder vor allem die Jungen waren da und haben uns ans Leben erinnert.

Was hast du als gar nicht hilfreich empfunden?

Wenn jemand so traurig, ja fast hysterisch war in der Anteilnahme, dass ich das Gefühl hatte, ich muss die Person trösten. Ja, es ist ein unfassbares Ereignis. Aber es tut einem nicht gut, wenn du in den Augen deines Gegenübers siehst, das ist nicht zu schaffen.

Auch wenn Menschen ausstellen. Es wäre schon leichter, wenn sie sagen- ich weiß gar nicht was ich sagen soll, aber ich bin hier und stehe dir zur Seite.

Wird es irgendwann leichter?

Ich habe mit der Zeit gelernt, den Raum der Trauer nicht immer zu betreten. Wenn ich gut beschäftigt bin, wenn wir als Familie zusammen sind, dann fällt es mir leichter, diesen Ort des Schmerzes nicht aufzusuchen. Da habe ich auch das Gefühl, ich kann das gut steuern.

Wenn ich allein bin, dann tut es manches Mal so weh, wie wäre es gerade passiert. Ich bin aber überzeugt, dass es so sein muss.

Wirklich schwer sind auch die Geburtstage, Festtage und besondere Anlässe. Da braut sich in mir eine sehr traurige Stimmung zusammen, die sich dann mit dem Tag nach dem Gedenktag wieder auflöst.

Wir reden gerne über Martin. Inzwischen können wir sogar über seine Schattenseiten lachen.

Wie geht ihr als Familie damit um?

Aus meiner Sicht ist es uns gelungen, unser oft schönes Familienleben zu leben. Wir arbeiten gut zusammen und wir freuen uns so sehr, dass es inzwischen auch für Michael Junior und seine Frau Nina eine freudvolle Perspektive ist, die Landwirtschaft fortzusetzen. Unsere Tochter Christiane lebt an den Wochenenden bei uns. Das tut uns allen gut.

Wir mussten auch lernen, dass die eigene Art zu trauern nicht mit der der anderen gleich sein muss. Ich gehe gerne auf den Friedhof, inzwischen allein, weil ich weiß, dass es meinem Mann so nicht guttut.

Inzwischen können wir Weihnachten wieder gut miteinander feiern. An diesem Tag gehen wir alle gemeinsam auf den Friedhof und weinen und reden über Martin. Danach ist leichter, und wir haben gemeinsam eine gute Zeit.

Inzwischen kommt auch Michael nach Hause. Ich darf heute mit den beiden zu Mittag essen (inklusive Bananensplit).

Was hilft jetzt?

Beide freuen sich gerade sehr, wie das Leben trotz immer wieder großer Ansprüche weiter geht. Es hat jetzt eine Weile gedauert bis klar wurde, dass es für Michael jun. auch gut ist, dass er die Landwirtschaft weiterführen will.

Und die großen Freuden bleiben auch da. Michael sagt, das Gute ist da- überwiegt über weite Strecken.

Helga zum Abschluss über den so frühen Tod von Martin: „Ich bin überzeugt, dass jeder Mensch seine Zeit und seinen Platz zum Leben und Sterben hat.“

Nacho streckt sich- sichtlich zufrieden. Und er verlässt stolz seinen Ruheplatz für neue Abenteuer.

Gute Besserung

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Montagmittag gibt es ein „Aufleben Mittagessen“.
Das heißt Angelika und Angelika essen gemeinsam und erzählen vom persönlichen und beruflichen Aufleben. Schon schön, dass das sein kann.

Beim Gang retour in die Kammer kann es dann schon einmal passieren, dass wir an der besonders guten Bäckerei nicht vorbeikommen. Nach dem Wochenende ist ein Arbeitstag manchmal lang.

Heute ein klassischer Schwenk Richtung Bäckerei meinerseits. Die Bäckerei ruft!

Ich am Tresen zur Bedienung: „Aaaaalso – ich brauche…“ Da lacht die liebe Angelika schallend neben mir, bei meinem „ Ich brauche…“

Ich verstehe schon: Brauchen ist relativ.

Die verständnisvolle Verkäuferin sagt zu meiner Auswahl, einem Linzer Auge, fröhlich: „JA! Das ist Medizin.“

Vergnügt bedanke ich mich für ihre hilfreiche Unterstützung. Sie ruft beim Hinausgehen noch nach: „Und gute Besserung!“

UND ich sag’s euch- der Nachmittag hatte heilende Kräfte.

Schaug eini!

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Meine Mutter ist 1934 geboren. Eine Frau, die sich mit unermüdlichem Engagement den Anforderungen des Lebens stellte. Auch der beginnenden Digitalisierung stellte sie sich, schrieb ihren Enkelkindern – die Finger dann schon klamm – liebevolle SMS, verwaltete Einiges am PC. Meine Geschwister waren immer wieder Feuerwehr, wenn etwas nicht funktioniert hat.

Den Smartphones stellte sie sich nicht mehr. Wohl aber wusste sie Bescheid, wozu diese Geräte denn auch in der Lage sind. Bei ungelösten Fragen wie zum Beispiel, wer wann was in der Politik gemacht hat, welche Autorin nun das Buch geschrieben hat, meinte sie zu den Anwesenden:

„Schaug eini!“

Sie wusste, was möglich war.  (Auch wenn ihre Enkel, unsere Kinder Generation, inzwischen zwischen Mitte zwanzig und Mitte dreißig uns dazu anhalten dem Nachdenken Zeit zu geben, um einer frühzeitigen Verblödung entgegenzuwirken.)

Dass die Digitalisierung auch kritisch sei, die Aufmerksamkeit von Menschen zu sehr binde, war ihr noch bewusst. Die immense Vergrößerung der Möglichkeiten und Gefahren erlebte sie nicht mehr.

Ist sie uns bewusst?

Haben wir einen vernünftigen Umgang mit den neuen (?) Medien?

Ich ertappe mich zu oft, zu eng verknüpft mit dem WorldwideWeb, bleibe hängen und bin nicht wirklich beseelter danach.

Nun hat Lebensqualität Bauernhof am 30.9. 2025 um 19:30 eine interessante Veranstaltung mit einem guten Experten zum Thema. Der Veranstaltungsort ist ein Onlineraum. Das sind auch Errungenschaften.

Hier der Link zur Veranstaltung:

https://tirol.lfi.at/webinar-lqb-digitalisierung-und-lebensqualit%C3%A4t-wie-gelingt-ein-guter-umgang-mit-digitalen-medien-f%C3%BCr-mehr-lebensqualit%C3%A4t+2500+2873735+++2873737

Ich werde dabei sein! Wir freuen uns auf viele, die mit uns auf die eigene Lebensqualität und die der Gesellschaft achten!

Entschuldige bitte!

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Der Zug ermöglich so vielfältige Menschenbeobachtungen.

Gestern bin ich von einer spannenden Lebensqualität Bauernhoftagung heimgereist. Bei herrlichem Wetter konnte ich von Osten nach Westen dem Frühlingwerden zusehen. Weil ich an einem Vierertisch mit drei fremden Menschen am Fenster gesessen bin, wollte ich auch nicht aufstehen, um Buch und PC zu holen. Also habe ich ein bisschen Musik gehört, gerastet, einen Podcast angehört und vorwiegend einfach nichts getan. Die Jause war auch weit weg, der Zug sehr voll.

Die Entscheidung, dem Handy wenig Raum zu geben, war gar nicht so einfach. Und gut. Mein Gegenüber hat lange mit seiner Frau telefoniert. Berührend fein und zuhörend und dann wieder sehr fröhlich. Ich habe die Sprache nicht verstanden. Später erzählte er mir seine Geschichte. Ein Slowake, der in Wien arbeitet, jetzt zu seinem Sohn nach Vorarlberg fährt, um ihm zu helfen. Jede zweite halbe Woche fährt er zu seiner Frau in die Slowakei. Dort warten sie und zwei weitere Kinder und Enkel auf ihn.

Doch eigentlich wollte ich euch mein zweites Highlight dieser Reise erzählen.

Im Regionalzug nach Hause setzt sich eine Jugendliche mit Kopfhörern zu einer zweiten Jugendlichen mit Kopfhören.

Als die erste aussteigt, nimmt sie den Kopfhörer ab und sagt zur anderen (die dann auch ihren Kopfhörer abnimmt) „Entschuldige bitte!“ „Ja?“ „Ich wollte dir nur sagen, du hast so wunderschöne Haare!“ „Oh danke!“ strahlt die Angesprochene. Beide setzen ihre Kopfhörer wieder auf. Und doch – etwas ist anders.

Mit ein paar Worten die Energie ändern. Beseelt gehe ich heim. Ist doch so viel gut.

Das Glück ist ein Vogerl?

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Franz erzählt von seinem langen Leben. 88 Jahre geprägt von Entbehrung, harter Arbeit. Wir haben nichts gehabt. Im Alter kommen Erinnerungen, die ihn schlecht schlafen lassen. In der Nacht holen ihn die Gespenster der Vergangenheit ein. Bilder des Krieges. Wenn er mühsam davon berichtet, sind Tränen in den Augen. Wort für Wort wird sein Atem ruhiger und langsam schleichen sich trotz des Grauens kleine Glücksbilder ein. Eine Erinnerung an seinen Vater, der ihm von der Schönheit seiner Mutter erzählt hat, als er sie kennenlernte. Das Spielen mit anderen Kindern, das trotzdem immer sein durfte, seine Lieblingskatze, das Schwimmen im nahegelegenen Teich mit der frischen Liebe.

Bei unserem zweiten Treffen erzählt er, dass er nun öfters Menschen zu sich einlädt und von früher erzählt. Es brauche ja auch andere Menschen, die eigenen Menschen im Haus haben sich seine Geschichte schon viel zu oft anhören müssen. Es würde leichter ums Herz und er erzählt auch das Schöne. Das ermögliche ihm auch, das Beglückende heute zu suchen und auch zu sehen.

Die Geschichten anders erinnern

In einem spannenden Atlas über Happiness findet sich dazu eine Erklärung unter dem Titel Glücksschlüssel. Jonathan Adler beschreibt darin die Möglichkeit, sein Leben zu verändern oder auch zu verbessern, indem ich auch die Erinnerung gestalte und mich aktiver in das Jetzt einbringe. Es geht nicht darum, das Dunkle zu verdrängen, sondern die Phasen und Momente zu sehen, die es auch gut machten.

Genuss, Zufriedenheit und Leistung

Das kluge Buch beschäftigt sich mit Zutaten zur Glücksformel. Ein koreanischer Forscher beschreibt zum Beispiel dazu die drei oben genannten Schlüssel. Ein Mensch, der zu Genuss fähig ist, ein Gleichgewicht zwischen Bedürfnissen und deren Befriedigung erlebt und die Verwirklichung der eigenen Fähigkeiten lebt.

Vom Augenblick zum Lebensgrundgefühl

Ja- das Glück in seinem euphorisierenden Charakter kann ein Momentzustand sein. Es tut gut, wenn ich mir diese Momente bewusst mache und auch dafür dankbar bin.

Und das tiefere Lebensgefühl, ich sorge dafür, dass es mir und meinem Umfeld gut geht, dass es Raum für das Alleinsein und Raum für das Zusammensein gibt, für das Tüchtig sein und das Entspannt sein, dem Traurig sein den notwendigen Raum geben, dass wir auch das Gute sehen, Erfolge feiern und nicht müde werden wie es Hilde Domin so wunderschön beschreibt:

Nicht müde werden und dem Wunder, zart wie einem Vogel die Hand hinhalten.

Was lässt dich heute aufleben und FEDERWOLKEN?

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Kann es sein, dass ich schon mit einem Wort ins Aufleben komme? FEDERWOLKEN!

Gleichsam aufgehoben von einer zarten Windbrise, die Knoten im Bauch lösen kann? So fühlt es sich gerade an.

Wir sind so voller Freude über unser Auflebenheft – es erweist sich als (ich verwende mein heutiges Auflebenwort gleich wieder) federwolkiger Alltagsbegleiter. Mein Wort des Tages „Federwolken“ habe ich übrigens aus dem Wetterbericht. Heute wunderschönes Wetter, vereinzelt Federwolken.

Ja, wenn es weiter nichts ist. Noch zeigt der Himmel keines dieser Wölkchen.

Bei meinen Beratungen komme ich kürzlich an einer Bezirksstelle der Landwirtschaftskammern an. Ich plaudere mit einem Kollegen. Plötzlich kommt ein anderer Kollege auf mich zu und umarmt mich.

Ich sichtlich berührt- fein federwolkig- mit einem Fragezeichen im Gesicht.

Er: „In meinem Auflebenheft steht die Frage, ob ich denn heute schon jemanden umarmt habe. Deshalb!“

Ich freue mich schon so, wenn ich euch mehr Geschichten erzählen kann. Die Geschichten von Menschen, mit denen wir arbeiten. Menschen, die sich auf diese Art des Blickwinkel-Erweiterns einlassen.

So! Jetzt muss ich raus – Federwolken finden.

Sommerglücke

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Ich schreibe bei rund um 5 Grad Celsius Außentemperatur am 13. September. Und am Schreibtisch sind die Finger ganz klamm. Dauernd vertippe ich mich. Da drängt es sich ja richtig auf, an unsere inneren Speicher von Wärme und Sonne zu gelangen.

Wir durften in diesem Sommer so Schönes erleben.

Und gerne wollen wir es mit euch teilen und euch auch einladen, eurer Schönes mit uns als Herbst- und Wintervorrat hervorzuholen.

Wenn ich jetzt meine kleine (manchmal ganz verschlafene) Morgenyogaeinheit mache, dann spüre ich das noch ganz leise und beschauliche Meer des Morgens. Ich habe mich am Morgen ans Wasser gesetzt- ein bisschen meditiert und Übungen gemacht (im leicht abschüssigen Sand war das Sitzen sogar angenehmer als daheim). Auch wenn ich jetzt schreibe kann ich das leise Meer am Morgen, die Morgengemeinschaft der Möwen am Meer hören, sehen und riechen. Die Sonne streichelt ganz sanft die geschlossenen Augen.

Apropos Sonne!

Es war schon ein bisschen Überwindung um 3:10 aufzustehen, um auf dem Berg den Sonnenaufgang zu genießen. Was mich überrascht hat- auch der Anmarsch im Dunkeln im Gleichschritt mit der Schwester (sie geht wirklich wie ein Uhrwerk!) hatte etwas sehr Stärkendes. Das lässt sich jetzt aber nicht leicht eins zu eins auf das Leben übertragen. Doch kann es ein Hinweis darauf sein, dass ein beständiges Weitergehen, auch wenn es ab und zu stockfinster ist, dich in eine Morgendämmerung und einen neuen und überraschenden Tag bringen kann.

Und wenn die Sonne aufgeht: magisch und auch voller Leichtigkeit.

Darauf will ich setzen gemeinsam mit Udo Jürgens: und immer, immer wieder geht die Sonne auf.

Und jetzt gehe ich mir meine Hände am erstmals eingeheizten Ofen wärmen- auch das hat etwas.

Fastenzeit für Späteinsteiger

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Seid ihr schon gut in der Fastenzeit angekommen? Oder gehört ihr zur Gruppe derer die sagen- ich lebe eh das ganze Jahr besonnen?

In der letzten Woche habe ich viele Menschen nach ihrem Ansatz gefragt. Da kommen Ideen von großen Vorhaben und auch kleinere Vorsätze zum Tragen. Und wie gut das tut, sich einmal von liebgewonnenen Gewohnheiten zu lösen und den Alltag neu zu gestalten.

Besonders hat mich die Fastenbegleitung des Katholischen Familienverbandes Tirol angesprochen:

Brauchen wir was wir haben? Haben wir was wir brauchen? Da muss man gar nicht sehr katholisch sein, um diese täglichen Impulse als nützlich zu empfinden. Dazu der Link:

Haben wir, was wir brauchen? | fastenzeit.jetzt

Dazu gab es auch ein Interview mit der Musikerin Julia Moretti. Das Bild von Julia Moretti hat Inge Prader gemacht.

Der Familienverband hat uns gestattet, das Interview, das Armin Staffler mit ihr führte, auf unserem Blog zu posten.

Danke an Richard Kleissner.

Habt Freude und eine gute Innenschau!

A: Liebe Julia, vielen Dank, dass Du Dir die Zeit nimmst, um mit mir über die „Aktion plusminus“ zu reden. Wir treffen uns heute nach den Festtagen und zu Beginn der Faschingszeit. Die Fastenzeit ist noch fern. Was sagt Dir persönlich das Motto der Aktion „Brauchen wir, was wir haben? Haben wir, was wir brauchen?“

J: Danke Dir und danke allen für diese wichtige Aktion mit ihren Impulsen. Für mich öffnen sich da gleich zwei weitere Fragen: „Was brauche ich?“ und „Was habe ich?“ Die erste Frage ist eine Besinnung auf das Wesentliche. Dazu gehören Gesundheit und ein Gefühl der Dankbarkeit, das soziale Miteinander, der Frieden und die Freiheit, in der wir leben dürfen.  Freiheit – ein großes Thema – heißt für mich in diesem Zusammenhang, wählen und mitentscheiden zu können. Wir leben in einem System, das es gut mit uns meint, mit Werten, die für die Gemeinschaft förderlich sind.

A: Und was sagt Dir die zweite Frage?

J: Bunt und erfüllt zu leben, bedeutet für mich vor allem, gute Beziehungen, zu anderen Menschen und zur Natur zu haben. Die Natur ist die Schöpfung und ohne Bezug zur Schöpfung bin ich „er-schöpft“.

A: Du hattest vor nicht allzu langer Zeit einen sehr schweren Unfall. Hat sich dadurch für Dich etwas im Hinblick auf „Gesundheit und Dankbarkeit“ als etwas, das wir brauchen, geändert?

J: Ich habe Selbstverständlichkeiten hinterfragt. Wenn Gehen und Atmen nicht mehr schmerzfrei möglich sind, dann wächst die Dankbarkeit, wenn es wieder geht. Oder einfach radlfahren. Nicht mehr wie früher, aber fast wieder wie früher. Der Tag des Unfalls war in gewisser Weise der schönste Tag meines Lebens, weil ich so viel Glück gehabt habe.

A: Das ist eine Entscheidung, so einen Unfall als Glück zu verstehen?

J: Ja.

A: Haben wir genug Dankbarkeit in unserer Gesellschaft? Was fehlt uns, wovon haben wir zu wenig?

J: Wir können als Gesellschaft nicht immer nur „Gas geben“. Es tut uns, glaube ich, gut, immer wieder die „Kupplung“ zu betätigen und innezuhalten. Genau darum geht es bei der Aktion plusminus und darum unterstütze ich sie gern. Es geht darum, mehr aufeinander achtzugeben, auch in unseren Beziehungen. Das geht auch mitten in einem Gespräch. Ein kurzes Innehalten, das bedeutet, Zeit für Richtungsentscheidungen zu gewinnen. Dann sind wir auch Kapitän*innen und nicht nur Passagier*innen. Beim Konsum bin ich nur Passagier*in. Die Algorithmen kennen uns teilweise besser als wir uns selbst. Sie entscheiden für uns und wir werden zu Mitfahrer*innen statt selbst zu entscheiden.

A: Wir können im Innehalten entscheiden, ob wir wieder und wofür wir Gas geben oder ob wir bremsen wollen.

J: Wir brauchen Zäsuren, quasi Rhythmuswechsel. Nach dem Vielen, den Geschenken, den Süßigkeiten und auch den vielen Begegnungen brauchen wir eine Pause. Da ist es gut, wenn es Unterstützung von außen, z.B. durch die Aktion plusminus gibt.

A: Was ist das Gute an Zäsuren, aus Deiner Erfahrung?

J: Es geht nicht um Verbote oder den Zwang zum Verzicht im althergebrachten Sinn. Es geht darum, sich selber besser kennenzulernen und sich nicht etwas zu nehmen, sondern sich etwas zu geben.

A: Was gibst Du Dir?

J: Ich gebe mir Zeit und wertvolle Momente, mich und meine Routine zu hinterfragen. Es ist die Haltung, nicht verzichten zu müssen, sondern Ballast abzuwerfen. Somit lerne ich mich besser kennen und kann „die Schokolade“ vielleicht auch jemandem anderen schenken. Es ist ein „dafür“ und kein „dagegen“.

A: Hast du konkrete Erfahrungen damit, etwas bewusst anders zu machen?

J: Es gab eine Zeit, da habe ich meinen Zuckerkonsum auf fast Null abgesenkt. Über die Fastenzeit hinaus wurde daraus ein halbes Jahr. Ich war einfach noch nicht fertig. Das war ein Impuls, der über Ostern hinausgeführt hat. „Ostern“ heißt ja nicht, dass es danach so weitergeht wie vor der Fastenzeit.

A: Du bist ein Familienmensch. Wie ging es Deiner Familie damit?

J: Die hat das nicht gespürt. Aber bei mir entstand ein Flow. Es gibt genug anderes Süßes im Leben! (lacht)

A: Was kann die Fastenzeit für die Familie bedeuten? Kannst Du Dir vorstellen, ein „Fastenprojekt“ in der Familie durchzuführen?

J: Ich werde die Fragen der Aktion plusminus sicher mal am Esstisch stellen. „Brauchen wir, was wir haben? Haben wir, was wir brauchen?“ Sie eröffnen auch immer einen neuen Bezug, in jeder Beziehung, auch in der Partnerschaft. „Hast du das, was du (von mir) brauchst?“ Diese Fragen passen für alle, für Jung und Alt. Sie können das Gespräch leiten, sie sind mehr als „Wie war Dein Tag?“. Gerade viele aus der Generation der jungen  Erwachsenen sind sehr offen dafür, sich zu reduzieren, sich für ein neues Miteinander einzusetzen, nachhaltig im Blick die nächsten Generationen zu leben.

A: Bei mir schwingt noch ganz stark nach, dass Du dafür plädierst, dass wir mehr Dankbarkeit brauchen. Wovon brauchen wir weniger?

J: (denkt lange nach) Meist ist jeder Bereich, jeder Impuls an und für sich gut, wir neigen nur dazu, uns zu überfordern. Wenn ich in einem Orchester alle Melodien, alle Akkorde gleichzeitig spiele, dann herrscht pures Chaos. Wir dürfen wählen. Es darf weniger vom „Getriebensein“ sein.

A: Julia, vielen lieben Dank für das Gespräch und alles Gute!

J: Danke auch und Danke auch für die Aktion.