Posts by: Angelika Neuner

Aus demselben Glas trinken?

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Nicht, dass dies jetzt zu den lebenswichtigen Dingen gehört (und ich werd´s auch noch eine Zeitlang aushalten), aber irgendwie vermissen tu ich es schon: das Trinken aus derselben Bierflasche, das Kosten vom Teller des Gegenübers, das Nippen am Glas des anderen…

Kann man irgendwie nicht mehr machen, jedenfalls nicht so ganz unbedenklich. Außer natürlich die Abgebrühten unter uns. Ich bin nicht abgebrüht. Ich genieße sogar ein wenig den Abstand zu mir unbekannten Personen: im Theater oder Konzertsaal finde ich es richtig angenehm Platz zu haben. Für Tasche, Füße, Gedanken…

Was mir fehlt ist das Händeschütteln, eine große Geste finde ich. Ein respektvolles „Ich sehe dich, ich bin jetzt da.“ Es gibt in unserem Kulturkreis nichts Vergleichbares. Alternativlos ist der Händedruck, auf ihn freue ich mich besonders, nach dieser Corona-Zeit.

Auf was freue ich mich noch? Auf das Chorsingen in „Wabenstellung“ (damit können jetzt nur wenige was anfangen, ich weiß), auf unbeschwerte Begegnung mit unseren Lieben. Nähe, Umarmung, diese Leichtigkeit einer Berührung.

Es geht uns wohl allen gleich…

Ich wollte auch von meinem Umfeld wissen, auf welche Dinge sie sich am meisten freuen, wenn die Krise ausgestanden ist. Durchwegs wurden Dinge genannt, welche den Menschen zum Menschen machen: nette Festln feiern, tanzen, herzliche Begrüßungen & Verabschiedungen, spontane Theater- und Kinobesuche, die Unbeschwertheit in jeder Begegnung, das Umarmen in Freude, Schmerz und Trauer.

Ich fand all die Antworten sehr berührend, sie zeigen, dass wir andere Menschen wieder unbeschwert wahrnehmen wollen. Wahrnehmen bedeutet „ich sehe dich“, eine wichtige Stufe am Weg zur WERTSCHÄTZUNG.

Ich muss also zuerst jemanden wahrnehmen um zur Königsdisziplin, der Wertschätzung zu gelangen. An diesem Thema lohnt es sich doch dranzubleiben oder?

 

Noch einmal ein bisschen frech und unbeschwert denken: Was uns bleibt ist der Schnaps, der ja bekanntlich desinfiziert, den kann man doch unbedenklich aus demselben Flachmann trinken….

….,und während wir an Unbeschwertheit denken fällt uns noch ein  Spruch von Albert Camus  ein:

Mitten im Winter habe ich erfahren, dass es in mir einen unbesiegbaren Sommer gibt.

 

Zugfahren in Corona-Zeiten

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Ich fahre gerne Zug. Auch die vorgeschriebene Mund-Nasen-Schutzmaske kann meiner Entspanntheit im Zug nichts anhaben. Ich gebe zu, dass ich mich dann doch gerne ein wenig im abseits halte. Die Nähe zu mir unbekannten Menschen versuche auch ich einzuschränken.

Schon nach wenigen Fahrminuten höre ich´s: ein Hüsteln und Räuspern, zuerst verhalten dann doch eindeutig, jemand hustet! Und schon macht sich Unruhe breit, auch in mir. Je mehr die Peson ihren Husten unterdrücken will, desto schlimmer wird´s.

Unverschämt, rücksichtslos, kann diese Person nicht das Abteil verlassen, am besten den Zug! So denke ich im Stillen (trau´s mich gar nicht niederschreiben, so unmöglich war ich). Auch meine Mitreisenden recken die Köpfe, wo sitzt die Virenschleuder?

Da steht eine ältere Dame auf und geht Richtung hustender Person. Oje, denke ich, jetzt wird´s ein Donnerwetter geben. Mittlerweile hat die Dame die Aufmerksamkeit aller Mitreisenden und wir warten  auf einen ernsten Wortwechsel. Zum Erstaunen aller zieht die Dame ein Hustenzuckerle aus der Tasche und wünscht der vemeintlichen Virusträgerin gute Besserung.

Man möchte am liebsten applaudieren!
Nicht nur ich ziehe beschämt meinen Kopf wieder ein und merke mir „Hände waschen, menschlich bleiben“…

Mit Tesla zur Viehausstellung

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Unsere diesjährige Auftaktklausur führte uns nach Ötz und bei der kleinen Spazierrunde fiel uns ein Bauernladen auf und wir staunten über einen Tesla in der offenen Garage. Der dazugehörige flotte Besitzer erzählte uns stolz, wie er den Strom für Auto und Betrieb selbst herstellt. Und tatsächlich fährt er zu den Versteigerungen mit E-Auto und Anhänger. Und er hat so viel zu erzählen! Uns hat diese positive Lebenseinstellung gefreut. Besonders in den ersten Wochen der Corona-Krise bekam er, dank seines Hofladens, viel erfreuliches Lob und feedback seiner Kundschaft.

„Die Leute schätzen vermehrt die Landwirtschaft und das Bauer-sein und die Arbeit dahinter“, dafür lohnt es sich zu kämpfen und weiterzumachen, meint Andreas Sonnweber vom Reaßnhof.

Hört selbst.

Im Vorbeigehen solchen Menschen zu begegnen! Ein Glück.

Wir sind wieder da

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Der Sommer tat uns gut. Ein Sommer der „kurzen Wege“ und dennoch gespickt mit kleinen Abenteuern.

Wie geht´s weiter? Wir werden weiterhin dem Guten auf der Spur sein, unsere Blicke auf das Gelungene lenken und Menschen zuhören, die uns etwas zu sagen haben.

  Habt ihr Wünsche an uns? Gerne an info@aufleben.tirol

Serie: die Jugend & ihr Aufleben

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Nicola Hotter, Absolventin der LLA Rotholz, über ihr persönliches Aufleben. Jedem lebensmittelproduzierendem Betrieb wird hier das Herz aufgehen. Ein Pladoyer für regionale und saisonale Lebensmittel. „Schluss mit dem Überfluss!“

Schiffe, Seelenhaut und Mittagsschläfchen

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„Schiffe sinken nicht wegen des Wassers um sie herum.
Sie sinken wegen des Wassers, das in sie eindringt.“

Den Gedanken haben wir vermutlich bei Natascha Wegelin die Autorin von Madame Moneypenny entdeckt. Sie gefällt uns, weil sie uns dabei unterstützt, einen sorgfältigen und unerschrockenen Umgang mit Geld und Investitionen zu erhalten. Sehr lesenswert.

Mit dem oben genannten Bild weist sie aber auf etwas Seelisches und Spannendes hin. Es steht symbolisch für eine gut gepflegte Seelenhaut. Was lasse ich mir Belastendes so unter die Haut gehen, dass ich nicht mehr dazu in der Lage bin, mich gegen ein inneres Absinken zu wehren und damit handlungsunfähig zu werden.

Lasst nicht alles um euch herum in euer Inneres vordringen. Den schönen Dinge aber gebt viel Raum!

So redet schreibt Natascha Wegelin weiter: sich täglich etwas Schönes zuführen! Eine großartige Herausforderung.
Ich hätte da schon Ideen…

  • Den Mittagsschlaf kultivieren (Die moderne Schlafforschung bestätigt: ein Kraftschlaf von 20-30 min ist durchaus eine sinnvolle Sache). Hier helfen „wirkungsvolle Schlaflieder aus Norwegen“: klicken und reinhören
  • Ein Stück Volkskultur entdecken: aktuelle Ausstellung im Volkskunstmuseum in Innsbruck: „Tracht 2020, eine Neuerkundung“ klicken für Infos, Öffnungszeiten, Preise
  • Den Blick (vom Handy) heben und entdecken, was vor seinen Füßen passiert.

  • Digitales Fasten: einen Tag oder vielleicht auch nur einen halben ohne Medien auskommen?
  • Die Zeitung lesen und sich danach  zumindest an eine Nachricht erinnern, die auf eine positive Entwicklung der Welt erinnert.
  • Gute Erinnerungen am Ende eines Tages sammeln. Dazu gibt es viele Möglichkeiten! Ich kann sie aufschreiben, in einem schönen Behälter sammeln oder auch in ein Buch schreiben.
  • Beim Spaziergang lassen sich herrlich Düfte einfangen: aktuell gerade die Linde – betörend und verzaubernd… eben so, dass auch das Riechen unter die Haut geht.

Wie komme ich mehr dorthin? Üben – regelmäßig und mit anderen darüber reden. Wir freuen uns, wenn ihr uns davon erzählt!

Absichtsloses Tun

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Ich bin über eine Philosophin gestolpert. Sie sprach vom „Recht auf Faulheit“ und ab da hatte sie meine ganze Aufmerksamkeit. Das „Nichtstun als Chance“… wie mir das gefällt und grad sehr entgegenkommt. Habe ich doch in der „Coronazeit“ entdeckt, dass mir auch das Nichtstun liegt.

Lange to-do-Listen

Doch mit dem Nichtstun tut sich unsere Gesellschaft ja etwas schwer. Versuchen wir doch gerne neugewonnene Zeit sofort zu verplanen und beispielsweise mit lange ausständigen Haushaltsaufgaben zu füllen (den Frühjahrsputz haben wir heuer alle schon zeitig erledigt oder?).

Das sei einerseits verständlich, weil die Menschen so versuchen würden das Chaos für sich zu ordnen, aber die Philosophin Lisz Hirn sieht in der aktuellen Situation auch eine Chance einmal tatsächlich nichts zu tun (sofern es neben Arbeit, Kinderbetreuung oder ähnlichem überhaupt möglich sei). Aber man solle zumindest versuchen aus dem vorherrschenden Sinn-und-Zweck-Diktat auszubrechen und sich nicht sofort wieder neue Aufgaben auferlegen.

Reinlegen und … Nichtstun!

Sie rät auch dazu, sich in Sachen Unterhaltung keinen Stress zu machen, sondern einfach einmal inne zu halten und sich wirklich der aktuellen Situation und seinen Gefühlen zu widmen. Nicht sofort mit zahlreichen Netflix-Folgen oder 50 Büchern, die schon lange auf der persönlichen Leseliste stehen für Ablenkung sorgen, sondern „sich einmal die Freiheit gönnen mit dieser Zeit vielleicht sogar verschwenderisch umzugehen“, so die Philosophin weiter.

Nichtstun als Chance

Ohne die schwierige Lage beschönigen zu wollen, rät Lisz Hirn dazu trotz der Verunsicherung in der aktuellen Ausnahmesituation auch in dieser Zeit Positives für sich zu finden. Man solle den Genuss als Chance sehen, und dieses absichtliche und bewusste Nichtstun auf die Spitze treiben. Man soll sich die Frage stellen, worum es einem im Leben geht und wofür man lebt. Ausschließlich für die Arbeit oder um tatsächlich gut zu leben. Die Philosophin betont, dass dieses „gute Leben“ nicht erst dann stattfinden kann, wenn wir uns wieder in einer Art Normalzustand befinden würden, sondern immer, also auch in der Krise.

Außerdem birgt das absichtslose Tun in ihren Augen viel kreatives und schöpferisches Potential. Ruhe und Zeiten, in denen nichts passiert, in denen vielleicht sogar Langeweile auftritt. Und wichtig: immer ohne schlechtes Gewissen! Probieren wir es doch aus: die nächste Runde in den Wald widmen wir nicht unserer Fitness, sondern wir bewegen uns ohne Absicht und Hintergedanken… und schauen, was uns zufliegt.

#Linktipp (wer der Philosophin Lisz Hirn zuhören möchte):  Podcast: Recht auf Faulheit