Posts by: Angelika Neuner

Unser Briefträger

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Ach, wenn ich mir doch nur leichter Namen merken könnte! Wenn ich mir ein Talent wünschen dürfte, dann wär´s das: ein Gesicht und dazu den Namen parat.

Mich beeindruckt es immer sehr, wenn mich Menschen mit meinem (richtigen) Namen ansprechen… wie eine kurze, innige Liebkosung.

Dazu eine Geschichte der Schriftstellerin Elke Heidenreich:

Unser neuer Briefträger begegnete mir auf der Straße. Er ist sympatisch, abgeklärt, alt und raucht auf dem Fahrrad. Ich stelle mich vor, ich bin die mit der vielen Post. Er sagt seinen Namen: Wojciechowski, er grinst und buchstabiert.

Ich sage: Aha! und verabschiede mich schnell, denn ich will mir unbedingt den Namen merken.

Bis zu meiner Haustüre murmele ich ihn vor mich hin. Wojciechowski, Wojciechowski. Ich grüße die Nachbarin nur flüchtig, Wojciechowski, ich darf das nicht vergessen. Zu Hause notiere ich den Namen und hefte ihn an mein schwarzes Brett und vergesse ihn sofort.

Zu Weihnachten stecke ich eine Karte mit Dank und zwanzig Euro in einen Umschlag, den ich an den Briefkasten klebe. „Für Herrn Wojciechowski“ steht drauf.

Es klingelt. Der Briefträger bedankt sich und ich sage: „Das ist doch selbstverständlich“. „Nein“, sagt er „dass Sie sich meinen Namen gemerkt haben, das hat in all den Jahren noch keiner“. „Ich bitte Sie“ sage ich, „ich arbeite ja, wie Sie wissen, mit Wörtern, mit Büchern, da ist das doch ein Kinderspiel!“

„Trotzdem“ sagt er und geht.

Ich schließe die Tür und denke: wie heißt er gleich? Und schau aufs schwarze Brett.

(aus „Alles kein Zufall“ von Elke Heidenreich, 2016)

aufschreiben und aufschiarn

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Ich habe großen Respekt vor dem Alter – im schönen Sinne. Anlässlich einer Fortbildung zum Thema „Wie wir miteinander umgehen – Begegnung zwischen Jung und Alt“ ergab sich eine schöne Begegnung mit der ältesten Teilnehmerin des Seminars (gute 90 Jahre!)

Aufrechter Gang, wach und konzentriert im Gespräch, so durften wir Theresia, Bäuerin in Matrei/Osttirol, kennenlernen. Sie erzählte uns freimütig, wie sie mit Zorn und Ärger umgeht bzw. über ihre interessante Form des Tagebuchschreibens.

Und für alle, die dem Osttirolerischen nicht ganz gewachsen sind: aufschiarn heißt einheizen.

Gut miteinander umgehen

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Wie wir miteinander umgehen – Begegnung zwischen Jung und Alt war der Titel eines Vormittags für Senioren der Adventwoche am Grillhof (Bildungsinstitut des Landes Tirol).

Wir zwei durften uns mit den Frauen und Männern aus Tirol, Deutschland und Südtirol im Alter zwischen knapp sechzig und über neunzig austauschen. Paare, Cousins, Freundinnen, Schwiegermama mit Schwiegersohn und schon viele langjährige Grillhoffreundinnen und Freunde waren unsere Gesprächspartner*innen.

Und Austausch und gegenseitiges Lernen war wahrlich das Feld, auf dem wir wirken durften.  Was für eine bereichernde Zeit auch für uns. Besonders beeindruckt hat uns die Lebensfreude, die aus vielen Persönlichkeiten hervorströmte und ein wirkliches Verstehen wollen, wie es gelingt, sich gut auszutauschen.

Ich mein: ein bisschen hat mich schon getroffen, dass nur die jüngere von uns beiden als die junge Meinung interessant war. So schnell geht’s!

Habt ihr zum Beispiel gewusst, dass die Stimme von älteren Menschen in der Regel stärker ist, wenn sie ihren Selbstwert pflegen? Selbstwert pflegen heißt auch, sich das Schöne am eigenen Leben bewusster zu machen (siehe dazu unsere Empfehlung vom letzten Mal!).

Wir konnten sogar ein neue Form des Bauernmadl tanzen, weil eben der Tanz der geistigen Fitness so gut tut.

Und seht selbst, wie ernsthaft, konzentriert und humorvoll gearbeitet wurde:

 

 

 

 

 

Geschenketipp: 6 min Tagebuch

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Es ist schon lange kein Geheimnis mehr: wir lieben beide das Tagebuchschreiben!

Für alljene, die sich und ihren Lieben etwas Gutes tun wollen, haben wir einen Geschenketipp:

das 6-Minuten-Tagebuch!

„Wer sich gut fühlen will, muss auch Gutes denken!“ Und das wird in diesem Tagebuch trainiert. Das 6-Minuten-Tagebuch hilft, nicht auf das zu schauen, was fehlt oder nicht passt und so gar nicht funktioniert, sondern es hilft auf das Gute zu fokussieren!

Simpel und wirkungsvoll werden in jeweils drei Minuten am Morgen und am Abend die Prinzipien der Positiven Psychologie genutzt, um das eigene Wohlbefinden langfristig zu steigern. Sechs Minuten täglich, um die guten Gewohnheiten (wie Dankbarkeit, Optimismus oder persönliches Wachsen) aufzubauen. Die positiven Veränderungen werden so automatisch in den Alltag integriert, und du kannst dein Leben Tag für Tag ein bisschen besser machen.

Glück ist kein Zufall, sondern Schritt für Schritt „erlernbar“. Wir möchten euch das Tagebuch ans Herz legen, unser Leben hat es schon positiv beeinflusst.

Hier zu bestellen:

Tyrolia Buchhandlung (25,70 Euro, versandkostenfrei)

https://www.tyrolia.at/

Dem Aufleben auf der Spur

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Der Einladung ins Unterland folgten wir gerne! Die bäuerlichen Vermieter und Vermieterinnen feierten ihr Qualitätsangebot (Urkundenverleihung) und wir durften unser Thema „Lebensqualität“ gleich dazulegen. In angenehmer Athmosphäre erzählten wir über die Themenvielfalt auf unserem Blog „aufleben“ und über die Möglichkeiten, sich das Gute und Schöne ins Leben zu holen. Denn:

„Wer sich gut fühlen will, muss auch gut denken!“

Wir danken den vielen Menschen, die ihr persönliches Aufleben mit uns geteilt haben – danke für die schönen Rückmeldungen.  Ein paar Auflebensmomente haben wir für euch eingefangen (siehe Video).

Liebeserklärung an Venedig

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So wie schon viele vor uns, ließen auch wir uns von Venedig begeistern. Irrten durch die verwinkelten Gassen und landeten doch immer wieder bei uns selbst. Das dunkle Geheimnisvolle umfing uns genauso, wie das glitzernd Helle.

Für den großen Poeten Rainer Maria Rilke war Venedig »das schöne Gegengewicht der Welt«.

Hört her:

Spätherbst in Venedig

 

Nun treibt die Stadt schon nicht mehr wie ein Köder,

der alle aufgetauchten Tage fängt.

Die gläsernen Paläste klingen spröder

an deinen Blick. Und aus den Gärten hängt

 

der Sommer wie ein Haufen Marionetten

kopfüber, müde, umgebracht.

Aber vom Grund aus alten Waldskeletten

steigt Willen auf: als sollte über Nacht

 

der General des Meeres die Galeeren

verdoppeln in dem wachen Arsenal,

um schon die nächste Morgenluft zu teeren

 

mit einer Flotte, welche ruderschlagend

sich drängt und jäh, mit allen Flaggen tagend,

den großen Wind hat, strahlend und fatal.

 

Filmtipp „But beautiful“

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Momentan scheint mir das Weltengeschehen sehr komplex und unüberschaubar. Viele Themen mit unsicherem Ausgang, ich erkenne zudem wenig hilfreiche Lösungsansätze.

So war ich sehr erwartungsfroh, als der neue Kinofilm des österreichischen Filmemachers Erwin Wagenhofer angekündigt wurde. Nach seinen streitbaren Filmen „We feed the world“ und „Let´s make money“ widmet sich der renommierte Regisseur nun dem Guten und Positiven.

Bei der Österreichpremiere in Innsbruck war Wagenhofer anwesend. „Möge der Film Sie berühren“, waren eingangs seine Begrüßungsworte.

Für „But beautiful“ suchte Wagenhofer Menschen und Geschichten, die von gelebten Alternativen hin zum Schönen und Guten künden. Er erzählt von Menschen, die sich auf den Weg gemacht haben, um eine zukunftsfähige Welt zu gestalten. Entstanden ist ein Film über Perspektiven ohne Angst, über Verbundenheit in Musik, in Natur und Gesellschaft.

Besonders eine Geschichte hat mich sehr berührt: die „Solar Women“, Frauen ohne Schulbildung, die Solaranlagen für Dörfer auf der ganzen Welt bauen. Diese „Lichtbringerinnen“ werden in nur sechs Monaten am Barefoot College in Indien zu Solaringenieurinnen ausgebildet. Sie gehen zurück in ihre Dörfer, bringen „Licht“ und verbessern damit die Lebensqualität („Women are the role models of the world“); so können zB abends die Kinder unterrichtet werden, ohne Licht wäre dies nicht möglich.

Im Gespräch meinte ein ehrlicher Wagenhofer, dass auch er entmutigt ist, ratlos. „Doch die Zeit der Empörung ist vorbei, jetzt müssen wir ins Tun kommen. Veränderungen angehen, uns gegenseitig Mut machen. Es kann nur durch uns ins Rollen kommen!“

Mit dem Film möchte er in erster Linie jungen Menschen Mut machen, denn „Veränderung beginnt nicht mathematisch linear, sondern wird durch 7-8% der Bevölkerung initialisiert, die sich woanders hinwenden. Momentan kommt diese Kraft durch die Jugend, möchte die jungen Menschen ermutigen, dass sie nicht nachlassen“.

Es gibt das Gute, darauf fokussieren und hinschauen. Es braucht Zuwendung.

„But beautiful“ erkundet die altmodischen und so wichtigen Begriffe des Altruismus, der Achtsamkeit und des Mitgefühls und macht klar, dass in einer Welt begrenzter Ressourcen nur eines wachsen kann: die Qualität unserer Beziehungen.

Alles wird gut? Alles kann gut werden.

Eine poetische Komposition von Bildern und Klängen: ab 15. November im Kino

Irrtümer ausschließen, Emotionen zulassen

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… und wissen, was der andere will

Im ganzen Land starten nun wieder die Facharbeiter*innenausbildungen für Landwirtschaft, einen Bienenlehrgang, später die Forstwirte und für das ländliche Betriebs- und Haushaltsmanagement. Die Lehrgänge finden an zwei Abenden in der Woche und an einem Samstag im Monat statt. Das über ein ganzes Jahr. Also man muss sich schon auf eine intensive Zeit einstellen.

Ein kleiner Teil der Ausbildung gehört den Themen Kommunikation und Lebensqualität am Bauernhof. In Imst zum Beispiel sind heuer so viele dabei, dass sie zwei Klassen bilden mussten.

Gleich am Beginn ein halber Tag zur Kommunikation. Auch um sich gegenseitig besser kennen zu lernen und sich auf einander einzustellen. Manche stehen souverän vor der Gruppe, anderen ist anzusehen, dass sie das schon in der Schule gehasst haben.  Alle machen es und erzählen den anderen, warum sie sich für die Ausbildung interessieren. Bei manchen hat es auch pragmatische und rechtliche Gründe, doch auffallend viele sind auch gespannt auf den Austausch untereinander, beschreiben, dass sie da sind, um Neues zu lernen, dass sie ihren Wert daheim stärken wollen. Einer beschreibt es so: ich werde mich durch diese Ausbildung freier und unabhängiger fühlen.

Allen ist es auch gelungen, einen persönlichen Bezug zum Thema Kommunikation herzustellen. Sie können zum Ausdruck bringen, welche Bedeutung Kommunikation „das sich Austauschen“ im Leben bedeutet: aktiv in Gespräche gehen, Emotionen zulassen, dem anderen eine andere Art des Redens zuzugestehen, mit Menschen im Kontakt sein, meine Sichtweise gut zu präsentieren, etwas zum Ausdruck zu bringen und dem anderen zuzuhören.

Die Kunst ist, die Sonne anzuschaun, auch wenn sie nicht schaut.

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Bei der heurigen Fachbereichsexkursion hatten wir ein besonderes Ziel: die Gampe Thaya in Hochsölden. Das Wetter hat uns herrlich mitgespielt, wie man im Video mit Jakob Prantl, dem Seniorchef und Land-und Gastwirtschaftspionier miterleben darf.

Mit seiner Frau Daniela und seinen Kindern betreibt Jakob mitten im Schigebiet einen Ort mit kulinarischen Hochgenuss. Er erzählt uns gerne von all seinen Aktivitäten und wir lauschen gebannt, wenn er von einem ehrlichen Umgang mit Landwirtschaft, den Produkten –  unter anderem ein wunderbarer Käse, und der Gleichrangigkeit aller Mitarbeiter*innen bis hin zur Praktikantin erzählt.

Nicht immer ist es leicht, aber seine Haltung half und hilft ihm, seinen konsequenten Weg zu gehen.

Die Kunst ist, die Sonne anzuschaun, auch wenn sie nicht schaut.

Was für ein Satz. Danke Jakob, danke Daniela und all ihr, die es uns so schön gemacht haben.

Entschuldigung – heute setz i aus

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Dreimal im Jahr lädt uns unsere Mutter zum gemeinsamen Gottesdienst und anschließendem Essen in unsere Heimatpfarre ein:  zum Geburtstag, zum Namenstag und zum Sterbetag unseres Papas. Wer von den Kindern und Enkelkindern Zeit hat ist dabei, auch weil wir uns gerne treffen.

Vermutlich ist die Situation wie in vielen Pfarren nicht ganz einfach: die Bänke schmal und eher weiter hinten bevölkert, das Singen ein bisschen dünn. Normalerweise bemüht sich eine Organistin um den Klang. Doch gestern fehlte sie.

Mit starker Stimme hat der Diakon angestimmt: Alles meinem Gott zu Ehren. Beim nächsten Lied das er anstimmt kommt ihm die Melodie des ersten Gesangs in die Quere. Er stimmt an, merkt, es funktioniert nicht, stimmt nochmals mit derselben Weise an. Gerät ins Stocken. Dann bricht er ab und sagt: „singen wir doch ein Halleluja, das können wir“.

Eine heitere Stimmung ist plötzlich in der Kirche.

Berührt hat mich dann aber nochmals eine spätere Szene: Der Diakon sagt, bei den Fürbitten antworten wir mit einem anderen Ruf. Alle machen brav mit – bei der dritten Antwort fällt der Diakon in die gewohnte Antwort zurück.

Er merkt es und sagt: „Entschuldigung, heute setz i aus!“ Die ganze Kirche lacht frohgestimmt.

Wie schnell doch kleine Unaufmerksamkeiten eine Wende zulassen. Wenn sich jemand aufrichtig entschuldigt, kann Nähe entstehen.  Ich würde für gestern fast behaupten, erst die Stolperer haben die Herzen geöffnet. Das meine zumindest weit.